Muss mich wirklich alles glücklich machen?
Gedanken

Muss mich wirklich alles glücklich machen?

Sie verfolgt mich wie eine lästige Gelse. Diese eine Frage, welche sich gefühlt heute schon jeder zweite stellt. Oder ist es wie beim Autokauf, wenn du dich entschieden hast, siehst du nur mehr das eine Modell auf der Straße, alle fahren es. Oder anders gesagt. Nur weil ich mir die Frage so oft stelle, glaube ich alle anderen tun es auch? Nun die wichtigste Frage lautet jetzt nicht mehr: Liebst du mich?, sondern: Macht mich das glücklich? Und ich frage mal ganz provokant: Muss mich alles glücklich machen?

Die glücklich hopsenden Verbesserer sind unterwegs!

Die glücklich hopsenden Verbesserer sind unterwegs!

Das ist jetzt wirklich böse. Aber manchmal kommt es mir wirklich so vor, wenn ich in die ganzen überquellenden Newskanäle schaue. Da lächeln mir die Girls perfekt geschminkt entgegen. Sie liegen/sitzen vor Glück sprühend in der perfekt gestylten Wohnung. Die Boys erklären mir, auch im perfekten Style, wie die Businesswelt funktioniert. Und alles sprüht vor Freude und Glück und Gewinn und Reichtum und Zufriedenheit. Und dann sind da noch die breit lächelnden Verbesserer (die haben die Girls und Boys vorher schon besucht) und erklären mir wie ich besser werde. Wie ich mich selbst optimiere. Wie ich ein besseres Ich bekomme. Hey ich will doch gar kein anderes Ich… Doch, bei mir im Blog findet ihr auch den einen oder anderen Glückspost und auch Verbesserung-Stupser. Aber ich lächle mich nicht perfekt gestylt in einer perfekt Wohnung durch die Verbesserungswelt. Ich schreibe manchmal wie ich es mache oder schaffe. Und auch was einfach nicht klappt und ich trotzdem probiert habe.

Ich bin vielleicht nicht hart genug zu mir, nicht konsequent genug

Ich bin vielleicht nicht hart genug zu mir, nicht konsequent genug, einfach noch immer ein Mensch mit einigen Macken, Fehlern, Ecken und Kanten (nein ich bin wegen dem, kein Diamant… diese Sprüche nerven schon). Ich möchte mich nicht zum Perfektionismus verbessern. Nö, Nö will ich nicht! Ich möchte ein paar Sachen gut machen, ein paar sehr gut und ein paar einfach nur schaffen. Und vieles werde ich gar nicht hinkriegen. Also stricken wird mir immer verwehrt bleiben. Ist aber nicht so schlimm (in meinen Augen). Zumindest küsse ich sicher besser als ich koche (vielleicht wird sich das mal die Waage halten oder es kommt sogar ein besseres kochen raus). Zumindest vergifte ich niemanden unabsichtlich mit meinen Mahlzeiten. Und meine Wohnung ist meistens aufgeräumt und auch sauber. Zumindest liegt nichts blaues, flauschiges in den Schubladen und auch die Staubbällchen wandern nicht wie Steppenläufer (falls du wissen willst was das ist, klick mal) durch die Wüste. Aber farblich sortierte (geht eh nicht, sind alle schwarz) und perfekt zusammengelegte und einsortierte Socken, gibt es bei mir nicht. Und auch ein Erinnerungsstück oder was auch immer, bleibt solange ich es mag (oder zu faul bin, es rauszuwerfen). Und auch meine Küche ist nicht perfekt sortiert, aber ich weiß zumindest, wo, was ist.

Die glücklich hopsenden Verbesserer sind unterwegs!
Ich mag mich nicht so verbessern, wie unsere Gesellschaft es gerade für wichtig/richtig hält. Die Glücksprediger sollen gerne predigen, ich mag nur nicht zu hören. Ich bin lieber echt und authentisch. Da fühle ich mich besser (zufriedener?). Und darum… was da alles durch die neuen Medien (sind auch schon wieder 20 Jahre alt) geistert, hat nichts mit Glück zu tun. Und nicht alles muss mich glücklich machen. Es reicht wenn ich es zumindest machen kann. Ich bin ehrlich… Das Verräumen der Wäsche macht mich nicht glücklich. Und auch das Verwenden meines staubmagnetischen Swiffer (keine Werbung, selber gekauft, nicht beauftragt und es gibt auch keine Foto von mir und dem Staubmagneten) versprüht keine Glücksfunken in meinem Leben. Aber beides brauche ich, muss ich machen und ist okay so.

Wie war das mit der Dankbarkeit?

Wie war das mit der Dankbarkeit?

Muss ich jetzt schleimend und gebückt durch die Gegend rennen und nur mehr Verbeugungen machen? Nein! Das bin ich ja gar nicht und ist auch nicht meine Haltung. Nur wir könnten in unserem täglichen Leben so glücklich sein.

Wir vermissen immer das, was wir im Moment nicht haben – auch wenn wir am Ende viel mehr, als die meisten Menschen auf dieser Erde haben.

In den letzten Wochen und Monaten habe auch ich einiges zum Thema Glück – Zufriedenheit – Neid – Gier gelernt. Ja das ist für mich ein einziges Thema, weil es einfach zusammengehört. Wir (ja auch du liebe(r) LeserIn) sind schon auf die Butterseite des Lebens gefallen. Wir machen uns Gedanken ob wir mehr Glück empfinden, wenn wir unsere Socken farblich in den Wäscheschrank sortieren. Hey geht’s noch? Das ist ein Pipi-Lulu-Problem (sagte mal wer zu mir und bringt mich noch immer zum Lächeln). Wir finden immer dauernd genau den einen Punkt der uns frustriert und schon sind wir wieder nicht glücklich. Hören wir einfach mal auf mit: Du musst doch glücklich sein. Schau du bist gesund, hast eine Wohnung, sauberes Wasser, ein Schulsystem und lebst in einem sicheren Staat. Ja ist so. Ist selbstverständlich. Verdammt wir sind hier in Österreich. Muss ich wegen dem glücklich sein? Nein, muss ich nicht!

Und muss ich jetzt dankbar sein?

Und muss ich jetzt dankbar sein? Müssen nicht, aber dürfen schon. Wirf einen Blick auf dein Leben und schau was du wirklich alles darin hast. Ich darf Lächeln über diese Wortschöpfung Pipi-Lulu-Problem und habe damit einen sehr kostbaren Moment in meinem Leben bekommen (und auch einen besonderen Menschen). Da darf ich schon dafür dankbar sein! Ich vergesse das nur allzu oft.
Nun ich bin wirklich verwöhnt und habe einen Job der mich komplett ausfüllt, der mich zu wirklich leidenschaftlichen Arbeiten bringt. Und so als Glitzerstaub darüber, darf ich noch zwischen den Welten reisen. Paris, Salzburg, Brüssel, Wien. Klar gibt es hier und da die große Frustration. Der Flieger verspätet, der Kunde springt ab, der Termin platzt, man füllt sich oft am falschen Platz, man vermisst dauernd die andere Welt und all das. Doch vom Mond aus betrachtet ist es – du weißt es schon – ein… na…. na sag schon… ja ein Pipi-Lulu-Problem. Ich habe eben vor kurzem eine fast perfekte Hilfestellung bei Hunga, Miad, Koid bekommen, um manche Dinge noch positiver zu sehen.

Nein nicht alles muss mich glücklich machen.

Nein, nicht alles muss mich glücklich machen. Manches macht mich dankbar und anderes zufrieden und ab und zu macht mich auch etwas glücklich. Und oft ist es schon gut, wenn mich etwas nicht unglücklich macht. Also die freudesprühenden, breit lächelnden, perfekt gestylten Girls und Boys können mir leider nicht (mehr) die Glückswelt vorspielen. Und ich renne auch der „Alles-Muss-Glücklich-Machen-Gesellschaft“ nicht mehr hinterher. Diese ganze überschäumende (politische) Korrektheit, der Perfektionismus, die endgültige Selbstoptimierung und die perfekte Glückswelt bringen mich zur Verzweiflung. Ich bin schon dankbar, wenn ich von Salzburg nach Paris fliegen darf und in dieser wundervollen Stadt arbeiten darf. (und auch mal ein gutes Abendessen habe). Ich bin auch dankbar wenn ich am Sonntag Vormittag einen Melange in einen traditionellen Caféhaus in Salzburg bekomme. Wenn dann noch ein sympathischer Mensch dabei ist, kann es sogar zu Glück ausarten. Was will ich mehr?

Does it spark joy?

Does it spark joy?

Das ist jetzt hemmungslos geklaut! Von wem? Klar unsere japanische Ordnungselfe Marie Kondo hat den Spruch gebracht. Und der wird zum Leitsatz bei der Wohnungs- und auch Lebensorganisation. Wenn es keine Freude bringt (darf ich sagen keinen joy sparked?) dann fliegt es raus. Die alten Ansichtskarten, alte Gewürze, angeschlagenen Tassen, nicht mehr (oder auch nie) getragene Jeans, der verstaubte Rucksack. No joy – No place! Weg damit. Ist es wirklich so einfach, glücklich in der eigenen Wohnung zu sitzen, wenn alles nicht joyable rausfliegt? Mag ja sein, denn Frau Kondo lebt es vor und anscheinend ist sie glücklich (und so viele die ihrem Weg folgen auch), wenn man die (geschönten) Bilder im Web betrachtet.

Und wenn ich immer mein Notizbuch und Kugelschreiber dabei habe um meine Gedanken aufzuschreiben oder einfach zu zeichnen und ich kann einfach nicht. Ich bin einfach zu müde dafür. Alles kein Problem. Es wird gehen, sobald wieder Lust und Kraft dazu da ist. Im Moment braucht es mein Kopf, mein Bauch, meine Gefühlswelt einfach müde zu sein. Oder um es anders zu sagen: Zur Ruhe zu kommen. Und das ist gut so, denn keiner braucht mir Druck machen. Und ich sage keiner, also ich selbst darf auch ruhig mal den Druck auf mich zurücknehmen. Und ich darf auch sagen, dass ich älter geworden bin (Hey noch weit weg von alt!), mehr Erfahrung habe und mich auch immer selber besser kenne. Gerne wären wir alle noch mal 16, doch nur mit unserer Erfahrung. Und ich bin im Prinzip glücklich über jeden einzelnen Tag, denn ich mit Momenten und positiven Dingen füllen kann. Und da reicht oft schon eine WhatsApp-Nachricht, welche den Tag (oder wie gestern ein Link zu einem Lied, der einfach den Abend schön gemacht hat) besser macht.

Das alles ist einfach mehr Leben im Tag, als mehr Tage im Leben.

Tut es mir gut? Passt das zu mir?

Ich wandle mal das ganze ein wenig für mich ab…

Taugts ma? Is des meins?
Für meine LeserInnen nördlich der Donau: Tut es mir gut? Passt das zu mir?

Ja eine grundlegende Frage! Wenn es mir gut tut, dann bleibt es oder darf in mein Leben. Alles andere fliegt (nicht so ganz rigoros). Ich bin mal ein gelernter und eingeborener Österreicher. Wir kennen kein schwarz-weiß. Wir haben ein gutes und sicheres grau. Also nicht alles fliegt raus, nur weil es nicht meins ist. Manches soll, darf, kann bleiben, weil es mir zumindest nicht schlecht tut. Oder weil ich im Moment einem Sachzwang ausgesetzt bin und es nicht eliminieren kann/darf.

Und darum muss mich nicht alles glücklich machen.

Und darum muss mich nicht alles glücklich machen. Manches kann es gar nicht. Und trotzdem muss/soll es bleiben. Und anderes (auch Menschen) kriegt den zarten Hinweis… von Frau Kondo…. You don’t spark joy in my life… (Ist gerade wieder mal bei mir passiert. War hart für mich. War schwierig. Mache ich gar nicht gerne. Nur am Ende ist es doch die bessere Lösung gewesen.) Bei Menschen ist es halt schwieriger… Einmal entsorgt kann man sie nicht wieder neu kaufen. Bei Hemden geht das leichter, falsch weggeworfen und am nächsten Samstag wieder gekauft. Trotzdem, oft hängen wir an Menschen… Komfortzone und so. Dann reden wir uns halt ein: Es wird sicher wieder besser und dann passt es schon. Die guten Erinnerungen überwiegen (noch). Doch wenn du die Augen verdrehst, sobald die Nummer am Mobiltelefon aufleuchtet. Wenn du die WhatsApp-Nachricht erst nach Tagen, Wochen beantwortest. Ja dann… Dann wird es Zeit für ein wenig konmari-Technik in deinem Bekannten(Freundes)kreis.

Nein mich macht nicht alles glücklich in meinem Leben,
aber zumindest macht mich das meiste nicht mehr unglücklich.
Auch schon was, oder?

Nein mich macht nicht alles glücklich in meinem Leben, aber zumindest macht mich das meiste nicht mehr unglücklich.

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