…braucht ein unerschütterliches Vertrauen in das Gute in die Menschheit und gleichzeitig volle Körperbeherrschung. Nein das wird jetzt kein weiterer negativer, jammernder Beitrag. Es ist ein Einblick in das reale Leben zur Work-Travel-Life-Balance, mit einem ordentlichen First-World-Problem.
Die Weiten der Waggons
sind wirklich unglaublich geworden. Also ich kenne noch diese uralten 6-Personen-Abteile. Da war oben die Gepäckablage, wo du deinen Koffer reingewuchtet hast und Angst hattest, das die Pressspanwand herunterbricht. Du brauchtest dich den Mitreisenden auch gar nicht mehr vorstellen, denn damals beim Verstauen des Gepäcks bist du wirklich jeden im Abteil näher gekommen. Glück wenn du und alle anderen es stehend und unverletzt überlebt habt. Heute ist das anders… Schöne Großraumwaggons, meistens sauber, mit genug Platz für die Beine und einem Minitischchen für das Notebook und keinen Platz für deinen Koffer. Hey viele haben gar keinen Koffer und schon gar kein Notebook! Sei doch froh, dass du deines auf den Tisch stellen darfst und genug Dinge hast um einen Koffer zu füllen. Aber wenn du es richtig machst, verkeilst du es zwischen Knie und Vordersitz. Dann hält es sicher, sobald der Zug über die Weichen rattert und alles im Waggon hüpft.
Doch Körperbeherrschung muss sein
In der Schule wird es ja nicht mehr oder nur mehr sehr eingeschränkt verlangt. Die Koordination von Händen, Körper, Geist und Seele mit der Umwelt. Aber wenn du was schreiben willst, ja dann lernst du es hier (wieder). Ich schreibe ja gerne und viel und kann auch leidlich schnell auf einer Tastatur Texte reinhacken. Nicht so Adler-Such-System, langsam die Taste einkreisen und dann zustoßen. Das mit dem Notebook, Tischchen, Platz und so hatten wir ja schon. Aber jetzt rast der Zug mit unglaublichen 200 km/h durch die weiten des österreichischen Alpenvorlands. Und was machen wir statt die wildgewordenen Amok-Kühe (ach die gibt es ja nur auf den Almen und verfolgen Wanderer) vor dem Fenster zu beobachten, ja wir tippen und der Waggon schlingert von einer Seite auf die andere, wie die Mayflower im besten Atlantiksturm. Cool wenn auf einmal wildgewordene Buchstaben auf dem Schirm erscheinen. Denn Hände, Finger und Tastatur sind einfach nicht so richtig zu koordinieren und drücken Tasten, die du gar nicht haben wolltest. Ach geh, hör auf das ist doch wirklich zu viel verlangt. Züge die sich ruhig auf den Gleisen halten. Und das nach 50 Jahren Mondlandung.
Die Verbindung zur Aussenwelt
Auch liebevoll WiFi genannt. Ja haben wir wirklich in den Railjets hier in Österreich. Und sie ist auch immer verfügbar. Hypercool! Doch die WiFi-Geschwindigkeit ist umgekehrt-proportional zum Zugtempo. Je schneller der Zug, desto langsamer die WiFi-Verbindung. In den kurzen Aufenthalten in den Bahnhöfen klappt es wirklich super. Aber während der Fahrt versuche ich dann halt auf einen mobilen Hotspot auszuweichen. Aber auch der nimmt sich den großen Bruder WiFi zum Vorbild und wird immer langsamer. Ja klar die Abschirmung der Fenster ist das Problem. Ich verstehe das wirklich, die Züge fliegen so nahe an der Stratosphäre, dass wir hier den besten Schutz brauchen. Strahlung und so. Ich frage mich dann immer wie die Kommunikation mit der ISS da oben im Weltraum klappt, geben die Lichtzeichen?
Die verrückten Hühner und die harten Kerle
Dafür kann aber die Bahn wirklich nichts. Aber es ist irgenwie schon witzig. Egal in welchem Zug man einsteigt, es gibt immer den Trupp der verrückten Hühner oder der harten Kerle. Manchmal sogar beide Gruppen in einem Waggon, dann steigert sich der Unterhaltungswert exponentiell. Mir sind die Kerle aber lieber als die Hühner. Die Gruppe von mindestens vier weiblichen Wesen über vierzig, welche sich stilecht mit Prosecco einstimmen, auf die Nacht in einer anderen Stadt und immer lautstark rauskrähen was für verrückte Hühner sie nicht sind. Ach Mädchen, ich mag euch! Ich fühle mich in eurer Nähe so jung, so etwa 16 Jahre alt. Damals waren wir auch so.
Die harten Kerle sind da schon anders. Die holen sich keinen Damenspitz mit einem kleinen Prosecco. Nein die haben wirklich einen ordentlichen in der Krone. Mit ein paar Bier, Magenbitter und Shots ist das auch keine Kunst. Aber bei ihnen hat man mehr vom Abend. Der ganze Waggon weiß Bescheid über die letzten zwischenmenschlichen Kontakte, manchmal sogar wie eng und ….. der Kontakt zum anderen Geschlecht war. Ja der Vorteil der Großraumwaggons kann sehr schnell zu einem Nachteil umschlagen. Aber falls ich mal keine Musik dabei habe, für Unterhaltung ist gesorgt. Aber eben First-World-Problem. In Indien bist du froh wenn du nur verbal den Mitreisenden näher kommst.
Der Sesseltester ist auch (immer) mit dabei
Den (manchmal auch die) gibt es in jedem Reisemittel, Hauptsache Sitzreihen sind vorhanden. Wenn du gerade so gemütlich arbeitest oder deinen Café trinkst kommt er oder sie und wirft sich mit einer Eleganz in den Sitz vor dir. Ja genau in den mit deinem Minitischchen an der Lehne. Ich liebe ihn! Jedesmal klappert das Notebook wie ein Skelett zu Halloween. Aber besser ist es mit dem Cafébecher, den du gerade noch fängst bevor er dir nach dem Rempler entgegenfliegt. Kennst du ihn auch? Nicht? Dann pass mal auf ihn auf, er prüft so oder so dann alle fünf Minuten ob die Lehne auch wirklich stabil ist. Meistens mit einem kräftigen und wirklich unterwarteten Stoß seines kräftigen Rückens.
Aber auch vom Hintermann (wollen wir nicht gemein sein, auch Hinterfrau) droht Ungemach. Nein so schlimm ist es nicht, keiner will eigentlich etwas Böses. Er oder sie muss sich einfach an deiner Lehne anhalten, egal ob zum Hinsetzen, Aufstehen oder Seite umblättern beim Buch. Es ist den Lehnentestern einfach wichtig, dass du munter, konzentriert und aufmerksam bleibst. Sie passen doch nur auf dich auf. Wenn sie deine Lückenlehne zurückziehen und plötzlich wieder loslassen. Hat ein wenig was von Schleudertrauma und so.
Auf gar keinen Fall Kopfhörer verwenden
Ja wirklich das meine ich ernst. Mit denen könntest du ja ungestört arbeiten und konzentriert sein. Aber dann verpasst du oft das wichtigste beim Zugfahren. Die Durchsagen sind aber immer wieder einen Lacher oder zumindest ein Schmunzeln wert.
Bei unserer Ankunft im Bahnhof haben Sie dann Verbindungen in alle Richtungen.
Aber auch der war nicht schlecht!
In fünf Minuten kommen wir wahrscheinlich in Linz an.
Da hoffst du wirklich, dass sich keiner verfahren hat. Irgendwo die falsche Abzweigung am Gleis erwischt?
Wir haben ungefähr ……….. 27 Minuten Verspätung. Grund waren Kühe auf den Gleisen.
Das lassen wir jetzt einfach mal so stehen. In Österreich ist ja das Thema Kühe, Menschen und Gefahr gerade etwas schwierig.
Nimm dir einfach Zeit und lach darüber
und genieße die Fahrt. Hey, es muss doch nicht immer alles so bierernst sein. Schau nächstes mal aus dem Fenster und denke wie schön wir es nicht haben. Keine Sorgen, keine Probleme, nur ein paar wirkliche First-World-Problems. Nichts wirklich wichtiges! Hole dir einen Café, schmunzle und nimm dir ein paar Minuten Zeit für dich.