Reisen bringt dich... nicht nur zum Nachdenken
Gedanken . Wanderlust & Citydust

Reisen bringt dich… nicht nur zum Nachdenken

Nun bin ich schon einige Zeit unterwegs, für mich eigentlich bereits superlange. Soviel Urlaubstage hintereinander hatte ich Jahre nicht mehr. Noch dazu bin ich in eine komplett andere Kultur, eine andere Art zu leben eingetaucht. Ursprünglich wollte ich hier in Japan „nur“ die Kirschblüte und das ganze darum herum erleben…

Bald habe ich ein Schleudertrauma!

Pärchen im Kimono

Naja ganz so schlimm ist es jetzt nicht. Doch diese ausgesuchte, diese dauernde Höflichkeit, das Verneigen und freundliche Kopfnicken, ist auf Dauer schon ein wenig ungewohnt. Und auch anstrengend. Doch hier in Japan ist es eine Selbstverständlichkeit, etwas ganz natürliches.
Wie oft jammern wir in Österreich über den mangelnden Respekt, über die fehlende Höflichkeit? (besonders die Jugend kommt da immer schlecht weg… Nur die Erwachsenen sind nicht besser…) Und jetzt, wo ich sie habe, wird wieder gejammert (wäre zumindest typisch österreichisch). Nein wird nicht! Sondern einmal kurz und dann nochmals länger nachgedacht. Wie oft habe ich mich nicht bedankt, wie oft habe ich den Respekt (gegenüber anderen und auch mir selbst gegenüber) vermissen lassen? Wäre es nicht vielleicht ein gutes Ziel hier ein wenig besser zu werden?

Wir sind doch so ordentlich!

Wir sind doch so ordentlich!

Standardspruch… Wie schlimm es nicht überall aussieht. Österreich ist eigentlich Erfinder der Sauberkeit, der Mülltrennung und des Recyclings. Ja hast du dir so vorgestellt. Mit welcher Genauigkeit hier der Müll entsorgt wird, mit welcher Beständigkeit alles gereinigt wird ist unglaublich. Egal zu welcher Zeit ich in einen Bahnhof oder eine U-Bahn-Station gehe, alles ist blitzsauber. Da werden sogar die Streifen der Trolleys oder Sneaker weggerubbelt.
Und vollkommen egal wie neu oder alt der Bus, die Metro oder der Zug ist, alles ist sauber, keine Flecken auf den Sitzen, nichts ist angekritzelt und es gibt nicht einmal abgeschlagene Ecken oder Kanten. Ich vermute, dass da nichts (oder sehr wenig) am Abend repariert wird. Wenn ich mich so umschaue, wird alles mit sehr viel Respekt und Rücksicht behandelt. Wahrscheinlich ist es darum auch sauber und intakt.
Wie oft fällt uns ein Taschentuch aus der Hand und der Wind verweht es. Egal das verrottet eh bald? Sind wir bei der Mülltrennung da wirklich so genau? Die eine Glasflasche im Hausmüll ist doch nicht wirklich schlimm, oder? Wie oft haben wir einen Fuß auf dem Sitz, mit den Schuhen? Da denke ich schon ein wenig über meine eigene Lebensweise nach… Und finde vielleicht doch die eine oder andere Verbesserungsmöglichkeit in meinem eigenen Leben.

Und jetzt gibt’s was auf die Ohren!

Jetzt gibt's was auf die Ohren

Nun so ganz stimmt das nicht. Klar in Tōkyō, Kyōto und den anderen großen Städten geht es lärmtechnisch rund. Jede Grünphase einer Fußgängerampel wird mit Vogelgezwitscher begleitet, jede Metrostation spielt ihren eigenen Jingle sobald ein Zug sich nur bewegt und die ganzen Ansagen und der übliche Lärm der Stadt ist auch noch dabei. Nun kommt doch das große „Aber“ ums Eck.
Sobald mehrere JapanerInnnen in einem Raum, Zugabteil oder wo auch immer sind, dann kommt die große Rücksicht! Mobiltelefone auf lautlos zu stellen ist ja schon selbstverständlich. Nur auch die Lautstärke der Kopfhörer sollte so geregelt sein, dass kein anderer gestört wird. Und als Störung wird es schon empfunden sobald etwas zu hören ist. Auch in den Zügen und U-Bahnen ist es nicht totenstill, doch ruhig… Telefonieren ist ein absolutes No-Go. Wie schön wäre das bei uns im Zug, nicht alle möglichen Informationen mithören zu müssen. Und seien wir ehrlich, am nervigsten ist es ja, dass wir immer nur das halbe Gespräch hören und nicht nachfragen dürfen. Ich würde es sehr schätzen… nicht jeden Film mithören zu müssen und nicht den Musikgeschmack meiner Mitreisenden teilen zu müssen. Auch die laut geführten persönlichen Gespräche und Diskussionen gibt es hier nicht. Man unterhält sich mit ruhiger Stimme ohne andere zu stören. Ich werde es vermissen. Und ich werde mich bei der eigenen Nase nehmen und aufpassen diese Blödheiten (telefonieren im Zugabteil, laute Musik in der Öffentlichkeiten, …) zu vermeiden.

Sei doch mal aktiv!

Sei doch mal aktiv!

Jetzt ist es wirklich soweit. Jeden Tag um die 20km gegangen und an den Spitzentagen habe ich die Stufen von über 70 Etagen erklettert. Nein ich habe jetzt keinen Muskelkater. Doch es zeigt mir, dass ich im Alltag aktiver sein kann und werde. Es muss nicht immer das Auto sein. Was war da mit Fahrrad oder einfach mal zu Fuß gehen? Ich bin schon so stark in der Wohlstandsgesellschaft drinnen, dass mir diese einfachen Möglichkeiten teilweise wirklich abhanden gekommen sind und gar nicht mehr auffallen. Und da komme ich auch noch zu einem ganz großen Punkt…

Einfach wieder mal dankbar sein!

Einfach wieder mal dankbar sein!

Ja ganz einfach. Ich selbst lebe in einer Welt mit immer schneller, besser, innovativer, … Es wird mal Zeit… Zeit um für die Ruhe dankbar zu sein. Die Ruhe die ich haben kann, weil ich nicht dauernd hinter etwas herjagen muss.
Dankbar zu sein, in einer Stadt wie Salzburg leben zu dürfen. Für die Sicherheit und Sauberkeit, für sowas einfaches wie saubere Luft und sauberes Wasser. Für noch einfacheres… Die Umgebung die mir Salzburg bietet.
Dankbar sein für die Menschen in meinem Leben. Die meisten sind eine Freude und die paar die mir eine Lehre sind, braucht es auch. Ich nehme mir einfach zu wenig Zeit, für die Dinge die mir eigentlich wichtig sind. Darum, ein bisschen Dankbarkeit tut da ganz gut.
Muss ja nicht gleich so wie auf dem Bild sein. Jedes Torri (So nennt man diese Tore auf japanisch) ist dem Tempel gespendet worden. Aber zumindest den Schritt zurücktreten und einfach leise im eigenen Kopf sagen: Danke für das was ich habe und erfahren darf.
Und vielleicht ein wenig etwas (zurück)geben. Ein freundliches Lächeln an der Kasse, eine schnelle Hilfe für den Nachbarn oder vielleicht sogar ein Ehrenamt ausüben. Einfach mal dankbar sein und jemand anderen ein wenig Regenbogen ins Leben hauchen.

Schlag eine neue Seite im Buch auf!

Schlag eine neue Seite auf!

Genau dafür sind doch Reisen da! Neues zu erfahren, Erinnerungen zu schaffen, neue Gedanken zu finden, über sich selbst etwas zu erfahren, andere Perspektiven zu bekommen, Menschen und Orte kennenzulernen. All das und noch viel mehr. Nach einer Reise sollst du eigentlich nicht mehr der/die Alte sein. Ich bin es sicher nicht mehr, ich habe noch eine wunderbare Woche vor mir, doch ich kann jetzt schon sagen: Und es hat Klick gemacht! Oder besser es hat geraschelt, wie ich die neue Seite aufgeschlagen habe.

Und weil ich extra wegen der Kirschblüte hergefahren bin und gelernt habe was Hanami (sich Zeit nehmen und das Wunder des Blühens und der Blüte zu schätzen/feiern) ist, gibt es auch noch ein obligatorisches Foto dazu!

Sakura, die Kirschblüte in Japan

2 comments
  1. Horst
    Horst
    8. April 2019 um 17:08

    Servus Clemens!

    Danke für diesen Artikel, den finde ich wirklich klasse!
    Ja, jeder von uns kann etwas lernen – auch in Bereichen in dem er oder sie glaubt, ja ohnehin schon perfekt zu sein 🙂 .

    Have fun
    Horst

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