Schon seit geraumer Zeit mache ich mir über diese Frage Gedanken und jetzt schreibe ich endlich auch etwas dazu. Am vergangenen Sonntag hat mich ein Freund gefragt: „Warum machst du das mit dem Blog? Was bringt dir das? Du hast es ja auch bei den TagesRandbemerkungen lange gemacht…“ Und immer wieder kommt die Frage wieviele Besucher, Hits, Views, … hat dein Blog. Auch die Advertiser wollen das wissen und entsprechend nur bei den großen Blogs Anzeigen schalten oder Kooperationen eingehen. Den kleinen bleiben die Krümel wie AdSense, bei denen man jeden Tag dann zwischen 1 und 20 Cent verdient. Bis zur Auszahlung der ersten $ 100,- braucht man, bei durchschnittlich 5 Cent per Tag, dann 5,5 Jahre. Also wann ist ein Blog groß und erfolgreich und wie kommt man dorthin? Reicht reines bloggen oder muss man mehr dazu tun? Dazu gibt es schon genug Abhandlungen im Web, daher schaue ich heute von einer anderen Seite darauf.
Warum blogge ich nur?
Es gibt viele Gründe warum man zu bloggen beginnt oder ein eigenes Blog führt. Bei Unternehmen ist es oft der SEO-Spezialist, der es empfiehlt. Google bewertet ja aktuelle oder oft aktualisierte Seiten höher und besser. Diese Blogs werden oft halbherzig geführt. Alle paar Wochen ein Update, weil was soll man bloggen und außerdem fühlt sich niemand so richtig zuständig im Namen des Chefs Nachrichten zu schreiben. Oder gar das Unternehmen im Blog/Web zu präsentieren.
Manche Unternehmen führen ein Blog, auch aus Überzeugung. Nicht weil heute jeder eines hat, sondern weil sie es als Markteinginstrument und auch als Mittel zur effektiven Kommunikation sehen. Ein Blog ist eben ein typischer Vertreter des Webs. Jeder ist beteiligt im Mitmachweb und kann veröffentlichen und auch reagieren. Dadurch entsteht eine echte 2-Wege-Kommunikation. Die Unternehmen können auf die Wünsche und Meinungen der Kunden besser reagieren und die Kunden auch mehr in das Unternehmen integrieren.
Freiberufler nutzen es gerne als Portfolio oder als Visitenkarte ihres Könnens. Sie führen das Blog sehr konsequent mit regelmäßigen Updates und oft auch einem begrenzten Themenumfang: Ihre eigene Arbeit. Manche führen das Blog als Möglichkeit ihre Bekanntheit, Reputation oder auch ihre Kompetenz darzustellen bzw. zu verbessern.
Vereine führen ein Blog als webSite. Sie nutzen es um die Aktivitäten und auch das Vereinsleben darzustellen. Denn das System ist einfach und jeder kann es nach kurzer Einarbeitungszeit bedienen. Es ist schnell installiert und auch ein hübsches Design ist im großen, weiten Web schnell gefunden. Damit ist kostengünstig eine Internetpräsenz erstellt.
Bei privaten Blogs sieht es differenzierter aus. Die meisten betreiben ihr Blog aus Spaß an der Sache. Sie wollen aber trotzdem Erfolg haben und sehen es als Hobby. Hobbies sollen ja Spaß machen. Warum auch nicht? Die einen sammeln Ü-Eier Figuren, die nächsten Fotos von Toiletten, die nächsten gehen joggen und andere bloggen oder twittern. Also kein Problem. Manche Blogs bestehen aus alltäglichen Belanglosigkeiten, andere strotzen vor Fachwissen und die dritten sind einfach nur da, warum auch immer?
Wenn ich mir die Meinungen der Twitterer und der BloggerkollegInnen so anschaue, komme ich zum Schluss, dass es viele wegen dem Spaß machen und auch im Glauben Geld verdienen zu können. Ist auch so… aber ich glaube den InfluencerInnen nicht alles. Und warum führe ich ein Blog? Einerseits aus ähnlichen Gründen, wie hier genannt: aus Spaß, wegen dem Beruf und weil ich ein paar Sachen die sogenannte Gurus und Profis von sich geben widerlegen oder beweisen will. Weil mir manche Dinge in der Gesellschaft gegen den Strich gehen. Es ist also auch ein Experiment. Besonders jetzt mit „Jeden Tag ein Post!„. Aber hier ist auch die Antwort auf die Frage vom letzten Wochenende versteckt.
Ich blogge weil es ein Hobby ist und mir Spaß macht!
Erfolg mit dem Blog?
Es stellt sich eigentlich die Grundsatzfrage, wann ist ein Blog erfolgreich?
- Viele Besucher?
- Viele Einnahmen?
- Viele Kommentare?
- Viele Backlinks?
- Erster bei Google?
Ich denke, diese Frage muss jeder für sich selbst beantworten. Von mir gibt es dazu keine, denn ich halte nichts davon, dies als generell gültige Antwort zu definieren. Für mich selbst ist das Ziel Spaß zu haben. Wichtig ist auf jeden Fall – falls man nicht einfach aus reinem Spaß bloggt – das Ziel SMART (Spezifisch, Messbar, Aktionsorientiert, Realistisch, Terminierbar) zu definieren. Es reicht also nicht: Ich will bekannt sein! Besser ist das Ziel: Ich will am 30. September 100 tägliche Besucher haben und das erreiche ich mit einem Post alle 2 Tage. Meine eigenen Ziel will ich hier nicht bekanntgeben, sonst klappt mein Experiment nicht so wie ich es mir vorstelle.
Im Moment ist die Meinung in der Szene dahingehend, dass ein Blog erfolgreich ist wenn man (viel) Geld damit verdient. Ich kann mich dem überhaupt nicht anschließen. Denn gerade ein deutschsprachiger Blog wird nicht die Reichweite erreichen um damit wirklich zu verdienen. Oder doch? Und damit meine ich, dass etwas am Konto überbleibt und man einen Stundenlohn für den Aufwand erreicht der vergleichbar mit anderen Berufsgruppen ist. Wer will schon für 50 Cent die Stunde arbeiten? Und hier schließe ich mal wirklich die Instagramer aus, welche behaupten sie führen einen Blog, weil sie täglich Bilder reinladen. Einen Blog definiere ich schon als eine gehaltvolle Webseite, welche Informationen in recherchierten Posts (Texte mit mehr als zwei Absätzen) zur Verfügung stellt.
Wie ich weiter oben schon festgestellt habe, ist AdSense zwar praktisch, aber bei kleineren Blogs nicht sehr attraktiv. Wenn ich mir meine Reichweite im früheren Blog anschaue, und ich denke mit ca. 500 eindeutigen Besuchern per Tag liege ich nicht schlecht, kommen zwischen 5 Cent und $ 2,- im Tag zusammen. Das sind im Monat als rund $ 10,–. Wenn ich mich also darauf beziehe, dürfte ich nicht mehr als 1 Stunde pro Monat investieren und das auch nur wenn ich es als Reingewinn sehe. Natürlich gibt es auch noch Affiliate-Programme und Amazon, aber auch da kommt wenig bis nichts rüber, denn bei diesen Besucherzahlen ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Lead/Sale zustande kommt einfach gering.
Aufwand beim Bloggen?
Wenn ich mich so umhöre und meine eigene Arbeit analysiere, braucht ein Blogger sicher ein bis zwei Stunden pro Tag um etwas auf die Beine zu stellen. Natürlich gibt es die Blogs, welche bessere Linkverzeichnisse sind oder einfach nur ein Bild von irgendwas bringen oder eine zwei Zeilen irgendwelcher Belanglosigkeiten. Aber ein gut recherchiertet Post oder ein sauberes Tutorial braucht seine Zeit. Unter zwei Stunden für einen ordentlichen Artikel kommt man sicher nicht durch. Und ist der Artikel erst mal publiziert, muss er auch noch promotet werden. Das nimmt sicher auch nochmal 15 bis 30 Minuten in Anspruch. Weiters müssen die Kommentare betreut werden, die PlugIns aktualisiert und ein paar Wartungsarbeiten durchgeführt werden. Das sind dann nochmals 15 bis 30 Minuten per Tag.
Bei 3 Posts die Woche liegt man als bei rund 15 Stunden in der Woche. Und das für eine Aufwandsentschädigung von $ 10,- im Monat, das sind ja gerade mal 25,- Cent per Stunde. Also wegen des Geldes darf man es nicht machen. Aber 60 Stunden im Monat kann man schon als Arbeit definieren und nicht mehr als Spaß, oder etwa nicht?
Und nun… ist es Arbeit oder Spaß?
Wenn man ein Blog ernsthaft betreibt um ein definiertes Ziel zu erreichen ist es – für mich – eine Mischung aus Arbeit und Spaß. Natürlich sollten die Dinge die man macht Freude bringen, sonst wird man nur frustriert. Aber auf der anderen Seite ist es reine Arbeit. Man hat einfach eine gewisse Anzahl LeserInnen erreicht und die erwarten nach einer gewissen Zeit einfach einen Post. Daher ist der Druck da, die LeserInnen zufrieden zu stellen, und auch noch gute Qualität zu liefern.
Aber leider muss ich behaupten: Bloggen ist meistens (nicht immer) eine brotlose Kunst. Es macht Spaß, es ist Arbeit, aber es bringt – bei zu geringer Leserschaft – kein relevantes Einkommen, aber vielleicht Ruhm, Ehre und interessante Kontakte.
Jürgen
20. Mai 2019 um 3:52Hallo,
ein Interessant und gut geschriebener Artikel.
Ich habe vor einem Jahr den Entschluss gefasst „ich mache meinen eigenen Blog“
Ahnung hatte ich bis dato gar keine – weder von WordPress oder dem „Bloggen“ selber.
Hoster gesucht, eine WordPress-Seite „hingeklascht“ und drauf losgeschrieben.
Natürlich habe ich auch sehr viel darüber gelesen, wie „Reich“ man mit Werbung werden kann.
Das dies nicht so ist , oder zumindest nicht so einfach ist weiß natürlich jeder – auch ich wurde eines Besseren belehrt.
Die Qualität der Beiträge war alles andere als gut – der Gedanke war: viele Besucher!
Im Februar wurde meine Seite dann schließlich von Google AdSense gesperrt.
Warum ich gesperrt wurde weiß ich bis heute noch nicht.
Kurze Zeit später wurde meine Seite Opfer eines Hackerangriffs und wurde mehr oder weniger zerstört.
Ich hatte natürlich Backups, aber habe mir erstmal etwas Zeit gelassen, um zu überlegen was ich eigentlich möchte – habe mir all meine Fehler durch den Kopf gehen lassen und lange nachgedacht.
Dann habe ich wieder angefangen eine Seite aufzubauen – ohne 1000 überflüssige Plugins, ohne das Ziel das nur Besucher wichtig sind.
Ich habe sehr viel gelernt – sicher mache ich auch jetzt noch Fehler, aber mein Blickwinkel hat sich doch sehr geändert. Ich schreibe jetzt nur noch, wenn ich auch wirklich Lust dazu habe.
Aus einem „Zwang“ wurde nun wirklich Spaß an der Sache!
Grüße,
Jürgen
The Magical Digital Nomad • Artikelautor •
20. Mai 2019 um 6:55Hallo Jürgen,
Danke für deinen Kommentar. Ja deine Beschreibung ist fast schon ein Klassiker. Viele gehen diesen Weg und machen diese Erfahrungen. Und am Ende bleiben dann „ernsthafte“ BloggerInnen über, viele geben auf und der Rest wird Influencer.
Und das macht es auch so schwierig… sich die Motivation dafür zu holen, ohne auf die Besucherzahlen zu schielen. Ich glaube Qualität findet ihren Weg.
LG und weiter viel Erfolg
Clemens
Jürgen
21. Mai 2019 um 5:48Hallo Clemens,
der Kern ist „Und das macht es auch so schwierig… sich die Motivation dafür zu holen, ohne auf die Besucherzahlen zu schielen. “
Man muß wirklich lernen und sich vor Augen halten: In erster linie macht man das für sich!
So wie man es als Schulkind immer gehört hat „Du lernst für dich..“
Alles nicht ganz einfach – aber wenn der Groschen mal gefallen ist kommt Licht ins Dunkle 🙂
Auch dir weiterhin viel Erfolg mit deiner wirklich guten Seite!!
Grüße,
jürgen