Ich reise so gerne, aber Tourist bin ich keiner
Wanderlust & Citydust

Ich reise so gerne, aber Tourist bin ich keiner

Was jetzt? Reisender, Tourist wo ist da der Unterschied? Und die Diskussion ist jetzt auch nicht gerade neu. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts, mit dem Aufstieg des Massentourismus, wurde darüber geschimpft, diskutiert, gejammert und gesprochen. Aber es brandet immer wieder auf. Irgendwie trifft es mich doch auch.

Reisen ist in und noch dazu billig

Reisen ist in und noch dazu billig

Ja das ist so! Der kurze Städtetrip, das Wochende in Paris, … Ich habe da eine nette Studie gefunden… Die berühmten Millenials reisen in etwa um den Faktor 5 mehr, als ihre (Groß)eltern. Klar reisen ist billig geworden (danke liebe Billig-Airlines) und die Welt ist jetzt wirklich zum Dorf geworden. Sogar ich als älteres Semester habe FreundInnen quer über den Erdball verstreut und bleibe mit ihnen in Kontakt. Doch wenn etwas erschwinglich, zum Allgemeingut wird, hat es auch seine Schattenseiten. Aktion und Reaktion eben.

Hast du noch nie gehört oder vielleicht selber gesagt: Ich liebe es zu reisen! Ja, aber Tourist, nein Tourist bin ich keiner! Tourist sein ist etwas billiges, etwas ekliges. Wir denken doch auch alle sofort an die großen Klischees. Ich nehme mal eines: Der typische Deutsche mit Socken und Sandalen oder auch der dauerfotografierende Japaner. Ach da gibt es genug Stereotypen, welche wir kennen und auch… Nein, so bin ich nicht, nein Tourist bin ich keiner!

Irgendwie ist Tourist zu einem geheimen Codewort geworden. Für jemanden der in (Fast)Food-Ketten geht, das isst was er auch zu hause hat, sich brav in die Schlangen vor Sehenswürdigkeiten stellt und jeden auch noch so typischen (Touristen)Wahnsinn, ich sage nur Hop-On, Hop-Off, mitmacht. Doch wir haben noch das andere Extrem, den Reisenden, der seine ganze Zeit im Coworking-Space verbringt und nichts von der Stadt, dem Land wahrnimmt in dem er gerade ist. Ging mir gerade so ähnlich… Ich schreibe, dass ich eben nach Japan reisen werden und mein Notebook zurücklassen werden. Was war einer der Kritikpunkte in einem sozialen Netzwerk?

Du bist gar kein Digitaler Nomade, wenn du kein Notebook mit hast und kein Arbeitsziel hast.

Äh, geht’s noch?

Sei doch ruhig ein Tourist

Sei doch ruhig ein Tourist

Wenn’s für dich gerade passt! Wie gesagt, ich reise nach Japan… Wahrscheinlich werden mir die Touristen vorm Fuji den Platz verstellen und auch beim Kaisertempel in Kyoto werden die Touris mir die Luft zum atmen nehmen. Aber verdammt noch mal! Wahrscheinlich komme ich dort nie mehr wieder hin! Warum darf ich mir das nicht einfach als Tourist anschauen. Ich muss mich nicht immer wie ein Einwohner verhalten. Was ich will im Hotel bleiben und nicht die lokale Wohnung, das AirBnB nehmen? Nur weil ich mich so sicherer fühle. Und die Garküche mitten im Bazar von Kairo ist nicht so deines, lieber schnell zum McDonalds rein gesprungen? Hey! Das ist in Ordnung!

Gerade die Idee, Sei doch wie ein Einwohner, kommt vom snobistischen Denken und auch von was ist überhaupt erlaubt beim Reisen. Mir fällt es mit Paris da wirklich leicht. Nach dem ich oft (manche sagen dauernd) in der französische Hauptstadt bin, kenne ich die meisten touristischen Angebot schon sehr gut. Ich kann wirklich comme un parisien mich wie ein Bewohner der Stadt bewegen. Ich kenne die Infrastruktur gut, fühle mich sicher und kann auch endlich Viertel und Dinge außerhalb der touristischen Wahrnehmung entdecken.

Sei du selbst, die bist wertvoll!

Sei du selbst, die bist wertvoll!

Ach genau, dass was unser Jahrzehnt, vielleicht sogar Jahrhundert verlangt! Sei individuell, verwirkliche dich selbst. Und das jetzt auch noch als Tourist? Verdammt es gibt gar keine Sicherheit mehr! Nein genau das meine ich nicht! Wenn du eine Liste mit den berühmtesten und vielleicht überlaufensten Touristenzielen hast und die besuchen willst, warum nicht? Es ist in Ordnung. Das wertvollste, was du hast ist deine Zeit! Darum mach genau das auf reisen, was dir wichtig ist! Aber vergiss eines nicht: Bereite dich ein wenig vor.

Wenn du nämlich den Eiffelturm besuchen willst, finde ich das super. Ich liebe die eiserne Dame! Aber dann stehst du halt drei, vier Stunden in der Schlange und hast auch noch nicht den perfekten Moment und Standort für ein Foto (Hey das muss doch auf Instagram?) gefunden. Wenn du ein wenig mehr von deiner Reise willst, dann schau was andere so über dein Ziel berichten und vielleicht sogar Einwohner darüber erzählen. Also ich schaffe es sehr günstig in Paris (eben wie ein Einwohner) unterwegs zu sein und auch noch keine Wartezeit für den Eiffelturm zu verschwenden.

Du kannst ruhig beides sein Tourist und Reisender! Ich bin oft Tourist und Arbeitender. Ich schätze es eben sehr, dass ich unterwegs arbeiten kann und darf! Aber eben mir auch manchmal die Zeit nehmen kann, wie ein Tourist unterwegs zu sein und mir die Gegenden und Orte anzuschauen. Und was soll ich machen, wenn ich gerade mal 10 Stunden Freizeit in Brüssel habe? Mich wie ein Einwohner in den Park sitzen? Nein da will ich schon das Atomium sehen, ins Hergé-Museum gehen und die Magritte Ausstellung besuchen. Verdammt jetzt war ich Tourist und wenn ich das nächste Mal hinfahre, dann kann ich mir etwas anderes ansehen und die Stadt vielleicht schon mehr wie ein Einwohner sehen.

3 Kommentar
  1. Janine
    Janine
    10. Februar 2019 um 18:16

    Hallo Clemens,

    das ist auf jeden Fall ein interessantes und diskussionsreiches Thema.
    Ich teile deine Meinung, dass es nichts schlimmes ist, ein Tourist zu sein. Das „richtig“ Verhalten ist das was zählt. So lange man Verantwortung auf der Reise übernimmt.
    Außerdem: Jeder Japaner, Chinese, Russe whatever, der in seiner Freizeit in Deutschland unterwegs ist – wird von JEDEM – als Tourist gekennzeichnet. Auch wenn diese Personen über sich selbst nie sagen würde, sie sei in Japan oder China auf Reisen kein Tourist. 😉

    LG, Janine

    Antworten
  2. Sabrina
    Sabrina
    10. Februar 2019 um 20:14

    Word.
    Wie ich immer nur die Augen verdrehe, wenn mir wieder wer erklärt „Ja ich war in London, aber nein, zur Tower Bridge geh ich nicht, das ist ja nur Touri-Kram. Wie kannst du da nur hingehen?“….. Okay, dann mach mal nicht – ich bin Fan von der Tower Bridge, mir gefällt die einfach, warum sollt ich die auslassen, damit ich „cool“ bin und nicht mehr als Tourist zähle?
    Aber ja, jeder hat andere Werte und Prioritäten und einen unterschiedlichen Reisestil. Ich könnte auch nicht auf eine organisierte Reise oder einen Badeurlaub fahren, weil es mir einfach keinen Spaß macht – und so wird es eben den „Anti-Touristen“ auch gehen.
    Lg Sabrina

    Antworten
    • The Magical Digital Nomad
      The Magical Digital Nomad • Artikelautor •
      10. Februar 2019 um 20:17

      Ja Sabrina, so geht es mir auch öfters.
      Ich mag einfach den Eiffelturm in Paris und „mein“ Bistro ums Eck von Notre-Dame.

      Da bin ich einfach gerne ein Tourist, wenn ich einen (oder mehrere) schöne Momente genießen darf.

      Antworten
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