Der Herbst läutet so das Ende des Jahres ein. Verwelken, vorbei und so.
Die Natur bereitet sich vor den Winter zu überstehen. Und auch wir bereiten uns auf eine ruhigere Zeit vor und die dunklen, langen Nächte zu überstehen.
Es wird kalt und immer kälter…
Ja stimmt, die Überschrift ist geklaut, von STS. Oder auch „So cold“ von Ben Cocks passt da. Der goldene Oktober geht dem Ende zu und jeder Tag ist ein wenig kälter als der vorhergehende. Und auch wir werden von Tag zu Tag wieder ruhiger (aber hoffentlich nicht kälter), oder etwa nicht? Doch heuer ist alles ein wenig anders.
Bis Ende Februar kann ich mich noch perfekt an alles erinnern und die Tage, Wochen, Monate waren klar strukturiert. Doch von März bis jetzt ist alles irgendwie verschwommen und ein Einheitsbrei. Da war ein kurzes Aufflackern im August und September. Das war nur ein Sonnenstrahl in einer undurchsichtigen, grauen Nebelsuppe vom Leben.
Diese komische Zeit hat das alles eingedampft in eine ewige Gleichförmigkeit. Und sie hat noch was mit uns gemacht. Sie hat uns (fast alle) polarisiert. Es gibt keine Diskussion mehr. Feststellung, Standpunkt und so. Entweder ist man dafür oder dagegen. Oder besser! Man glaubt an die Pandemie, an den Virus, an die Maßnahmen oder eben nicht. Ein dazwischen gibt es nicht. Und damit werden wir auch immer kälter. Denn Diskussion bedeutet auf einander eingehen, zuhören, nachdenken. Empathie, Respekt, oder so…
Natürlich machen wir uns auch über die persönliche, wirtschaftliche Situation Sorgen. Nach mehr als 8 Monaten in einer unsicheren Zeit mit immer mehr Einschränkungen und Einbrüchen in der Wirtschaft, spürt auch jeder Einzelne diese Unsicherheit am eigenen Leib. Und damit wird uns das eigene Hemd wieder viel wichtiger, als alles andere. Und damit werden wir auch immer kälter.
Die Zeit polarisiert… Wir wollen für uns selber nur mehr weiß oder schwarz. Nur mehr raus den Einschränkungen, ohne Rücksicht auf Verluste, ohne Rücksicht auf andere. Das eigene Leben verwirklichen! Jetzt noch mehr als vorher. Keine Rücksicht auf irgendwas. Selbstoptimierung bis zum bitteren Perfektionismus.
Warum laufen wir?
Und darum laufen wir wie verrückt, oder? Ja, warum lauf wir dauernd etwas hinterher? Oder laufen wir dauernd vor etwas davon?
Gerade in dieser Zeit, im Herbst denken wir zurück. Und schauen auch nach vorne, wo wir hin wollen. Der Blick zurück im Herbst ist meistens nicht im Zorn, sondern meistens (hoffentlich) in einer friedlichen Nostalgie. Manchmal mit der Frage verbunden, ob wir alles richtig gemacht haben. Aber immer mit einem weichen Blick und mit schönen Erinnerungen. Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit soll da nicht dabei sein. Kann aber. Die Nächte werden länger und dunkler. Darum auch manchmal auch die Gedanken. Dann laufen die Gedanken Marathon in das Tal der Hoffnungslosigkeit. Lass es ja nicht so weit kommen. Du musst ja nicht alles glauben, was du denkst.
Nur diese Rückschau zeigt uns vielleicht warum wir laufen, warum wir rennen und hetzen. Ich habe schon öfter hier über Zufriedenheit und Glück geschrieben. Klar wollen wir im Grunde nur glücklich sein! Nur wie oft sehen wir dieses Glück als endgültiges Ziel? Viel zu oft und dann vergessen wir doch den Weg dorthin. Der ist doch das eigentliche Glück.
Besser ein Ups als ein Was-wäre-wenn!
Besser sich auf etwas mit Ablaufdatum einlassen und zufrieden sein, als diese Zeit zu verpassen. Wir rennen immer nur dem nächsten Event, dem nächsten Nervenkitzel, dem nächsten Glücksmoment hinterher. Und vor lauter Rennen verpassen wir alles andere.
Doch vielleicht laufen wir einfach nur weg? Weg von Fehlern die wir gemacht haben. Weg vor der Angst verletzt zu werden. Einfach nur weg vor uns selbst. Und da kommt er wieder der Herbst. Schleicht sich ganz leise an, mit seinen Gedanken, die uns auf uns selbst zurückwerfen. Die uns Angst machen. Das wir laufen und laufen und nie ankommen werden. Die Idee, dass wir so oder so keine Chance haben es irgendwann richtig zu machen. Also besser vorwärts eilen um sich dem gar nicht stellen. Nicht nachdenken, nicht darauf einlassen, einfach nur weg!
Es ist schon wahr:
Wenn ich nicht weiß wo ich hin will, kann ich mich zumindest nicht verlaufen!
Nicht nur zurück schauen!
Der Herbst ist schon eine Zeit des Rückblicks. Stimmt! Ende der Diskussion! Doch der Winter kommt als ruhige Zeit und danach ist schon wieder der Frühling da. Also genug Gründe nach vorne zu schauen. Zu hoffen! Zu planen! Zu machen! Brauchst du noch mehr Gründe? Ja? Da gibt es viele. Auch ich habe gerade meinen Blick in die Vergangenheit schweifen lassen.
Super, da gibt es schon einige nostalgische Momente, welche es wert sind sich zu erinnern.
Aber eben vorbei und das ist auch gut so.
Mist, da gibt es schon einige hässliche Dinge, welche es wert sind daraus zu lernen.
Aber auch vorbei und das ist auch gut so.
Naja, da gibt es schon einige nette Dinge, welche es wert sind zu warten und zu hoffen.
Aber vorbei und wird noch kommen und das ist auch gut so.
Ich hasse den Herbst!
Es ist kalt, es ist nass, es ist alles so grau in grau. Genau diese Tage mag ich gar nicht. Sie machen es so schwer aufzustehen, energiegeladen zu sein und die dunklen Gedanken zu verjagen. Es verschwimmt wieder alles in einem so gleichförmigen grauen Nebel. Alles ist so auf den Winter, auf Stillstand ausgerichtet.
Ich liebe den Herbst!
Die Farben sind wundervoll. Die goldenen Herbsttage, an denen es wieder so angenehm warm ist und man raus kann. Sport ist auch so angenehm in diesen letzten warmen Tagen. Das langsame zur Ruhe kommen und Ziele fokussiert und mit viel Erfolg verfolgen! Das Abwerfen von miesen Gedanken, Gewohnheiten und Blockern. Genau wie die Bäume, weg mit dem Laub, doch mit Eleganz und wundervollen Farben!