Ich denke schon lange über mein Leben, meinen Lebensstil und viele Dinge rund um mich nach. Denn ich war mir bei einigem in meinem Leben gar nicht sicher, ob ich es so will und ob es das Richtige ist.
Um das zu erledigen und auf die Reihe zu bekommen habe ich auch erst einen endgültigen (Denk)anstoß von einem lieben Menschen gebraucht um in die Gänge zu kommen. Danke dafür, dass ich vom geistigen Rand gesprungen bin und es auf die Reihe bekommen habe. Es war ja eigentlich nur mehr ein Festlegen von unbewussten Tatsachen und das Herstellen der Realität. Aber das ist eine andere Geschichte und wird vielleicht später erzählt werden.
Auch über meinen Lebensstil und dem berühmten ökologischen Fußabdruck mache ich mir schon lange Gedanken. Und hier hat mich das liebe Glücksmädl mit ihrem aktuellen Beitrag dazu gebracht diesen Beitrag zu schreiben.
Was ist eigentlich Nachhaltigkeit für einen Digital Nomad?
Naja wir digitalen Nomaden waren lange ziemliche Egoisten. Wir nehmen uns was wir brauchen, arbeiten wo wir wollen und alles nur damit wir glücklich sind. Ich schreibe in der wir-Form? Ja! Wenn ich mir so die Posts und sozialen Aktivitäten der anderen anschaue stimmt es im Großen und Ganzen auch. Doch die Zeiten ändern sich… zumindest bei mir. Es ist noch nicht so lange her, dass ich mir keine Gedanken machte ob ich mit dem Auto oder Zug wohin fahre. Ob ich dort lange bleibe, oder von dort weiterreise oder wieder zurück für einen halben Tag.
Es war mir eigentlich ziemlich egal wie mein ökologischer Fußabdruck ausschaut. Aber in der letzten Zeit habe ich eben nicht nur über mein Glück nachgedacht, sondern auch darüber wie ich andere nicht (noch mehr) unglücklich mache. Klar manchmal trifft man Entscheidungen aus reinem Egoismus, aber zumindest so, dass alle damit gut leben können. Und wenn ich mit den Ressourcen umgehe als ob es kein Morgen gibt, dann mache ich andere unglücklich.
Und darum habe ich mir mal über meine Reisetätigkeit Gedanken gemacht. Denn genau die ist der größte Brocken in meiner „nachhaltigen“ Lebensweise. Früher bin ich halt schnell mal wo hin geflogen, Termin erledigt und wieder retour. Jetzt achte ich viel mehr auf meine Reiseroute. Ich versuche mehrere Termine zu koordinieren, eine fortlaufende Reiseroute zusammenzustellen und die besten Verkehrsmittel zu nehmen.
Wenn ich mir letzte Woche anschaue war es schon fast perfekt. (Leider weil ich mal wieder durch eine Flugplanänderung dazu gezwungen wurde.) Also mit dem Zug von Salzburg nach München zum Flughafen und dann mit dem Flugzeug weiter nach Genf. Mein Termin war leider mit Öffis nicht erreichbar, also einen kleinen Leihwagen genommen und zu zweit zum Termin. Wieder mit dem Leihwagen zurück nach Genf und dort mit dem Zug nach Paris. Am nächsten Tag gearbeitet, mit dem Zug nach Tours und zurück und am Abend wieder im Hotel gearbeitet. Am nächsten Tag den ganzen Tag in einem Meeting verbracht und am Abend wieder im Hotel gearbeitet. Und am letzten Tag mit der S-Bahn (in Paris heißt das RER) zum Flughafen und wieder zurückgeflogen. Also besser geht es kaum noch. Klar ich könnte vom Flugzeug auf die Bahn umsteigen, aber ich muss auch an meinem ökonomischen Fußabdruck denken und Zeit ist halt mal Geld.
Dafür versuche ich so nachhaltig wie möglich zu reisen. Ich nehme prinzipiell nur Handgepäck mit und keine großen schweren Koffer. Und ich versuche nur das Papier mitzunehmen, zu dem ich gezwungen werden. Liebe Deutsche Bahn, akzeptiert endlich auch Tickets als elektronische pdf-Datei. Es ist zwar nicht viel, aber wenn du öfters unterwegs bist, kommt pro Reise ein ordentlicher Stapel Papier zusammen und über die Zeit ein ordentlicher Verbrauch von Papier, Strom und Toner. Mit elektronischen Tickets sieht es da gleich viel besser aus.
Und wie wichtig ist mir das jetzt?
Je es ist jetzt nicht gerade Ziel Nummer 1, dass ich in meinem Leben verfolge, perfekt nachhaltig und mit minimalstem ökologischen Fußabdruck unterwegs zu sein. Es ist mir schon wichtig meinen elektronischen Begleiter und Helfer zu haben. Darum bin ich auch ein Digital Nomad. Aber ich bin halt nicht mehr auf dem Trip immer das neueste Gerät zu haben. Jetzt gehen schon drei oder vier neue Generationen ins Land bis ich mir etwas neueres besorge.
Mir ist auch ein gewisser Komfort wichtig. Ja ich gebe es zu, da bin ich ein wenig egoistisch. Also ich muss nicht mit dem Bus quer durch Europa fahren. Aber ich muss auch nicht von Wien nach Salzburg fliegen, da darf es ruhig der Zug sein. Und meine elektronischen Helfer müssen mich schon unterstützen, sonst werden sie eben getauscht. Klar weiß ich, dass das alles der Umwelt oft mehr als weniger schadet. Aber wenn Geräte für mich nicht mehr die gewünschte Leistung bringen, sind sie für „Normalsterbliche“ noch immer ausreichend. Also versuche ich die Lebensdauer so lange als möglich auszudehnen.
Also mir ist es schon wichtig nachhaltig und glücklich zu leben. Meine Produkte oder meine Arbeit sind so oder so sehr nachhaltig, da ich keine zusätzlichen Ressourcen außer Strom verbrauche. Und mit meinen Reisen achte ich schon darauf die Umwelt nicht zu sehr zu belasten. Ich arbeite eben auch in Coworking-Spaces.
Was hat Coworking mit Umweltschutz und Nachhaltigkeit und glücklich sein zu tun?
Sehr viel! Denn ich brauch doch nicht 30 Quadratmeter rund um meinen Schreibtisch die zwei Drittel der Zeit nicht benutzt werden. Besser ich nutze einen Arbeitsplatz, meine 3 bis 5 Quadratmeter, genau die 4 Stunden die ich zu arbeiten habe und danach nimmt es jemand anderer. Also so gesehen ist Coworking sehr nachhaltig. Aber eben nur wenn es mit Schreibtischen auf Stundenbasis gemacht wird. Wenn ich mir für einen Monat einen ganzen Raum oder Schreibtisch mieten muss, bringt es nicht sehr viel. Ich habe in jeder Stadt Anbieter gefunden, die es nahezu perfekt machen. Einen Tisch, eine Steckdose und Zugang zum WiFi und das für genau die Zeit die man braucht. Nicht mehr und nicht weniger. Und glücklich macht das auch noch? Ja sicher, denn du lernst neue Leute kennen, kannst Gedanken austauschen und du findest immer jemanden der lächelt. Also was willst du mehr von einem Arbeitstag? Ja produktiv will ich auch noch sein, aber das ist eine andere Geschichte und die wurde hier erzählt!
Bin ich jetzt ein besser Mensch?
Nein aber ein zufriedener und manchmal auch ein glücklicher Mensch. Ich liebe es ein Magical Digital Nomad zu sein. Dort zu arbeiten wo es gerade passt und dann noch Spaß dabei zu haben. Wenn ich dann noch darauf schaue, wie ich reise und dass ich mein Auto nicht mehr alle 4 Tage volltanken muss, dann bin ich schon zufrieden.
Und nachhaltig sein macht auch produktiver. Wenn ich im Zug oder Flugzeug sitze kann ich so – wie jetzt – etwas erledigen. Ich nutze meine Zeit einfach effektiver aus und habe dadurch mehr Zeit für Dinge die mir auch wichtig sind, denn ich habe sie nicht mit Autofahren verbraucht.
Stefan
17. September 2018 um 14:14Da ich mich ebenfalls als vollkommen digitalen Charakter bezeichnen würde hat mich die Überschrift schnell angezogen. Meine Nachhaltigkeit bzw. mein Fußabdruck sind mir nicht egal. Ich bin passionierter Öffi-Fahrer, mittlerweile auch bei längeren Strecken. Zur Gewissensberuhigung unterstütze ich Firmen wie the Ocean Cleanup oder auch Pacific Garbage Screening. Dennoch könnte auch bei mir vieles durchaus besser sein. Schöner Artikel, gefällt mir wirklich gut.
The Magical Digital Nomad • Artikelautor •
17. September 2018 um 14:35Ja ich denke es ist wichtig sich über Nachhaltigkeit, unseren Egoismus und auch die Art zu arbeiten Gedanken zu machen.
Und gegebenenfalls dies auch ein wenig (umwelt)verträglicher zu gestalten.
Tanya
25. September 2018 um 9:27Nun, vielleicht tankst du nicht dein Auto auf, aber der Flieger tut es. 🙂 Wir sind auch eine digitale Nomadenfamilie, haben seit über einem Jahr keine Wohnung mehr und wegen unserer 2-jaehrigen Tochter gehoeren wir zu den Langzeit-Reisenden. Oder Slow Travelers. D. h. wir sind immer mindestens 1 Monat an einem Ort, meist laenger. Zur Zeit weilen wir auf Korsika. Zum Thema Nachhaltigkeit muss ich sagen, dass wir seit der Auflösung unserer Wohnung sehr wohl viel umweltbewusster sind. Zum einen, wenn man keine Bleibe hat, kann man sich keine Sachen anschaffen. Haben seither, weil das Leben „einfach so“ schön ist, gar nicht den Wunsch nach Konsum. Das Reisen hat uns zu Minimalisten gemacht. Keine grosse Garderobe, keine unnötige Elektronik, keine Berge von Spielsachen für die Kleine (Straende, Muscheln, Insekten, etc. sind eh viel spannender). Was Lebensmittel angeht, war ich vorher schon Befuerworterin von Regional und Saisonal, aber seit wir nur noch in fremden Laendern unterwegs sind, die uns fast immer faszinieren, moechten wir natuerlich die jeweiligen Regionen unterstuetzen und kaufen fast ausschliesslich lokal und saisonal. Das macht auch unsere Ernaehrung besser, interessanter, wir sind gesuender.
Dieses Jahr an Ostern haben wir auch keine Eier gesammelt, sondern haben uns mit Muellbeuteln bewaffnet an die Promenade und Strand begeben und haben Muell eingesammelt (der oft auch vom Wind an der See wieder aus den Muelleimern geweht wird). Es war toll zu sehen, dass andere – Einheimische und Urlauber – direkt mitgemacht haben. Grundsätzlich versuchen wir so viel Muell wie möglich zu vermeiden. Vielleicht liegt das auch daran, dass man ausserhalb von Deutschland viel mehr vom Muellproblem mitbekommt. Vor allem an Orten, wo viel geurlaubt wird (wobei wir solche Gegenden eigentlich vermeiden). Aber man hat es tagtaeglich vor der Nase, dass Muell wirklich ein Problem ist.
Und wie mein Vorredner auch, unterstützen wir Umweltprojekte. Bei uns ist es vor allem The Ocean Cleanup (waren auch schon zu deren Veranstaltungen in den Niederlanden).
The Magical Digital Nomad • Artikelautor •
25. September 2018 um 9:33Ja Tanya, Du hast schon recht! Der Flieger muss betankt werden, der Bus auch und der Zug fährt auch nicht mit Luft und Liebe.
Ich hatte leider nicht die Möglichkeit alles so liegen zu lassen und nur mehr minimal zu reisen. Ich bin Angestellter und für mein Unternehmen viel unterwegs. Eben ein typischer (angeleinter) digitaler Nomade. Aber da versuche eben so nachhaltig wie möglich zu leben und nicht einfach mal schnell quer durch Europa zu düsen um ein Mittagessen mit Kunden zu haben.
Tanya
25. September 2018 um 9:38Und das ist schon sehr lobenswert. Da lobe ich mir uebrigens auch Skype. Oder jeden anderen Video Messenger. Schon eine tolle Sache.
The Magical Digital Nomad • Artikelautor •
25. September 2018 um 11:56Stimmt, das nutze ich auch oft. Es spart oft die Reisezeit und ist sehr nachhaltig. Aber wir Menschen brauchen eben auch den sozialen Kontakt und dann muss man sicher wieder einmal treffen.
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