In den letzten Jahren sind diese „Coworking-Spaces“ oder wie ich auch schon gehört habe „cow orking spaces“ wie Pilze aus dem Boden geschossen. Wenn wir einmal kurz bei DeskMag die „2017 Global Coworking Survey“ anschauen sehen wir, dass sich zwischen 2011 und 2017 die Arbeitsplätze im Coworking mehr als verzehnfacht (von 1130 auf 13800) haben.
Klar das Konzept ist für Freelancer and freie Mitarbeiter bestechend. Besonders diese Geschäftigkeit, das jetzt professionelle Ambiente und der Mix aus verschiedenen Branchen haben zum Erfolg beigetragen. Zusätzlich sind wir auch viel mobiler geworden. Es ist nicht mehr so, dass wir zu Hause (im Unternehmen) still im Kämmerchen vor uns hin werken. Nein wir sind unterwegs: Eine Woche im Betrieb und die nächste Woche nach Wien, darauf ein paar Tage nach Berlin und dann wieder zurück. Unser Arbeitsleben spielt sich manchmal in der weiten Welt ab.
Auch mir geht es so. Einen Teil meiner Arbeit verbringe ich hier in Salzburg an meinem Schreibtisch im Unternehmen, aber einen Teil des Monats bin ich eben in Paris und dazwischen immer wieder mal in Wien oder anderen Orten. Dadurch habe ich das Arbeiten im Coworking schätzen aber auch ein wenig „fürchten“ gelernt.
Den coolen Vorteilen stehen aber auch einige nicht so nette Nachteile gegenüber: Es ist dauernd etwas los, die Reizüberflutung ist da schon stark. Die ständige Lärmbelastung oder auch das Telefonat des Coworkers wenn du konzentriert bist und auch das oft fehlende Selbstmanagement können dir schon Probleme machen.
Darum habe ich nach einem Jahr Erfahrung ein paar Tipps damit Coworking (vielleicht) auch für dich klappt. Aber zuerst eine nette Erfahrung
Work-Life-Balance
Nein jetzt kommt keine ausschweifender Palaver zu Burn-Out, Stress und Arbeitsbelastung. Aber eines ist für mich sehr angenehm, seit dem ich unterwegs in Coworking Spaces arbeite: Ich bin effektiver und ausgeglichener. Sobald ich im Hotel bin, ist die Arbeit zu Ende und ich kann die Gedanken daran loslassen. Und wenn ich im Coworking bin ist Arbeit angesagt. Dadurch bin ich viel effektiver geworden und auch fokussierter. Wie nennen wir das jetzt so schön? Beides ist „Quality time“ geworden. Mir macht einfach die Arbeit aber auch die Zeit ohne Arbeit Spaß. Und mit Coworking habe ich eine Möglichkeit gefunden auch unterwegs beides richtig zu genießen.
Nimm mein Geld und gibt mir sehr gute Kopfhörer
Auch ein wirklich gut geführter Coworking Space hat seine Lärmkulisse. Das leise geführte Gespräch, das Klappern der Kaffeetassen, die unzähligen Tastaturen die klicken oder das Rücken der Sesseln und die Telefonkonferenz. Alles zusammen ist nicht so lustig und erzeugt genau die Geräusche die dich ablenken.
Aber die Lösung ist nicht schwer: Kopfhörer!
Die passende Playlist oder der richtige Podcast können deine Produktivität noch zusätzlich steigern. Natürlich wenn du programmierst oder gerade Text schreibst sind Podcasts nicht ideal. Da ist es besser eine Playlist mit Musik zu haben. Aber gerade bei Routinearbeiten hilft der Podcast mehr um konzentriert zu arbeiten.
Falls du ein seltene Ausgabe bist und mit Musik gar nicht arbeiten kannst, dann hilft dir ein Noise Cancelling Kopfhörer trotzdem. Einfach einen wirklich guten Kopfhörer besorgen und aufsetzen. Schon bleibt das ganz Klicken, Klappern und Geflüster bleibt draußen. Ein netter Nebeneffekt ist: Falls du wirklich mal alleine sein willst spricht dich mit Kopfhörern auch keiner an.
Richte dir „dein Coworking Büro“ ein
Wie die Geräuschkulisse ist auch das visuelle Chaos ein großes Thema beim Arbeiten im Coworking Universum. Das ganz im Griff zu bekommen ist leichter, wenn du einen eigenen Schreibtisch mietest, aber ich bin mehr in „echten“ Coworking Spaces unterwegs. Ich komme, buche mich ein, nutze einfach einen freien Arbeitsplatz und verschwinde nach ein paar Stunden wieder.
Ich schaue, dass ich die ganze optische Ablenkung weg bekomme. Einfach das ganze visuelle Chaos wie überquellende Mülleimer, vollgeräumte Schreibtische, der Gang zur Toilette oder auch das Fenster auf die geschäftige Straße lenken ab.
Ich probiere einen Mittelweg zu finden. Manchmal will ich einfach auf eine Ablenkung schauen können, aber dann wieder die Ruhe haben um mich erneut zu fokussieren.
Am besten ist eine weiße Wand, die du vor dir hast. Damit bist du wirklich ungestört. Ein wenig Tageslicht dazu, aber bitte nicht zu grell, eine nette kleine Pflanze gleich nebenan bringt Leben in die Arbeit. Dann schaue ich, dass mein Tisch sauber ist und ich ein paar Dinge aufstelle die mir eine wenig „Heimatgefühl“ geben. Mein Moleskine, meine Stifte und vielleicht ein Strassball, das Mobiltelefon neben dem Laptop und schon habe ich meine „Zuhause“ fertig.
Deine Zeit ist kostbar – setze Prioritäten
Es ist wirklich witzig und erstaunlich, aber etwa zwei Drittel der Coworker schaffen es besser Deadlines einzuhalten. Wenn auch du kein Deadline-Junkie mehr sein willst sondern zu den 2/3 gehören willst, dann fang noch heute an.
Wirf mal die kleinen Störenfriede aus deinem Coworker-Leben. Die Benachrichtigungen am Mobiltelefon und am Laptop abschalten ist technisch einfach, aber persönlich oft sehr schwierig, doch es hilft dir fokussiert auf die großen Jobs zu bleiben. Und du kennst sicher die 80:20-Regel, die gilt auch hier. Du bist am produktivsten wenn du etwa 50 Minuten arbeitest und rund 15 Minuten Pause machst.
Wie geht jetzt der Trick? Halte dich von sozialen Netzwerken und Medien fern! Wenn du coworkst dann sollst du auf jeden Fall netzwerken. Aber was spricht gegen einen Spaziergang oder einen netten Kaffeeplausch mit anderen Coworkern? Verbiete dir in der Coworking-Zeit jedes digitale soziale Netzwerken und mache nur analoges soziale Netzwerken.
Aufschieben und die 2-Minuten-Regel
Falls du es wirklich nicht lassen kannst und die eMails und Nachrichten nur so reinfliegen, dann nimm zumindest die 2-Minuten-Regel als oberstes Gebot.
Alles was du in 2 Minuten erledigen kannst, mach sofort. Denn Rest verschieben auf das Ende des aktuellen Jobs (aber dann mach es sofort, wenn es keine große Aufgabe ist).
Mache ein Meeting mit dir selber
Auch beim Coworking Space gibt es Rush-Hours. Gerade am Tagesanfang und -ende ist es ruhig und die paar Stunden dazwischen geht es oft rund und alle Plätze sind voll belegt.
Wenn du in dieser Zeit ein Meetingroom brauchst solltest du ihn dir schon rechtzeitig reservieren, sonst läuft dein Business vielleicht nicht ganz so rund. Was ich gerne mache ist ein Meeting mit mir selber. Wenn der Konferenzraum leer ist und ich wirklich mal absolute Ruhe (von den Geräuschen und der ganzen Atmosphäre) brauche, dann buche ich mir den Meetingroom für mich alleine.
Sei nicht schüchtern, frag um die Dinge die du vergessen hast
Das kann schon mal vorkommen, dass du dein Ladegerät, ein HDMI-Kabel oder sogar deine Kopfhörer vergessen hast. Manchmal hast du Glück und dein Coworking-Space kann dir helfen.
Aber sei nicht schüchtern und nutze die Möglichkeit deine Mit-Arbeiter darum zu bitten. Einerseits hilft dir wirklich jeder gerne aus und andererseits ist das ein guter Anfang für ein kurzes Networking-Gespräch. Und das ist ja genau die so angenehme Atmosphäre des Coworkings.
Aber achte auf die unausgesprochenen Verhaltensregeln die es in der Gemeinschaft gibt: Unterbrich nie jemanden beim konzentrierten arbeiten. Warte lieber bis sich dein Coworker einen Kaffee holt oder kurz aufsteht um deine Bitte loszuwerden.
Sei sozial
Da kommen wir gleich zum nächsten Punkt. Ich kann es dir nicht oft genug sagen: Fange zum Netzwerken an! Komm mit den Leuten im Coworking ins Gespräch, denn du weißt nie was sich aus diesen Verbindungen entwickeln kann. Außerdem ist es eine der Säulen dieses Arbeitsstils auf den anderen zu zu gehen. Und falls sich mal nichts ergibt, ist es trotzdem nett die Menschen im Raum zu kennen.
Hey du Angsthase
Ja wirklich, lass es sein und sei endlich mutig. Jetzt bist du an einem Platz mit den kreativsten und effektivsten Köpfen der Stadt und du sitzt da und verkriechst dich. Nein frage deine Coworker ruhig um Hilfe oder einen Ratschlag (aber nur wenn sie selbst nicht gerade konzentriert arbeiten). Lernen von deinen Mit-Arbeitern im Raum! Oft reicht es schon sie in der Arbeitshaltung und -weise zu beobachten und die eine oder andere Angewohnheit abzuschauen.
Aber sei kein Egoist! So wie du von den anderen lernen kannst, können diese es auch von dir. Also bereite dich darauf vor, dass auch du angesprochen wirst.
Warum denkst du noch immer in Schubladen?
Sei offen für alles und jeden. Natürlich ist es wichtig dich auf deine Ziele und Projekte zu konzentrieren. Gerade darum bist du ja im Coworking-Space. Aber trotzdem solltest du offen für Hinweise, Tipps, Ratschläge und Ideen der anderen sein.
Deinen Panzer und dein Ego lässt du mal brav vor der Türe und bleibst offen für alle Ideen. Wenn du in dieses Universum betritts musst du immer wieder daran denken: Hier sind Menschen mit unterschiedlicher Ausbildung, anderen Kulturen, verschiedenen Berufen, anderen Städten (vielleicht sogar Ländern) und jede Person bringt etwas wertvolles in dein (berufliches) Leben.
Sei offen für neues!
Wenn du dich jedes Mal auf denselben Arbeitsplatz sitzt wirst du zum Gewohnheitstier. Sei offen und spontan, setze dich dorthin wo du Lust hast, wo es cool aussieht, wo andere Gesichter als die üblichen sind. Versuche aber nicht dich unter dem Tisch zu verstecken, sondern stell dich vor. Versuche deinen Sitznachbarn ein wenig kennen zu lernen, aber sei kein Störfaktor für die anderen.
Es wird eine nette Angewohnheit werden, dass du mit jedem und allen in ein Gespräch kommst: Beim Netzwerk-Event, im Zug, im Café oder wo auch immer.
What’s up?
Für mich waren die letzten 12 Monate mitunter die besten überhaupt. Ich war auf (Geschäfts)reise noch nie so effektiv, wie mit Coworking. Und ich habe schon lange nicht mehr so viele nette Menschen kennengelernt. Es ist einfach eine der coolsten Arbeitsweisen die ich entdeckt habe. Vielleicht bin ich daher auch ein Magical Digital Nomad geworden, wie mir manche nachsagen.