Gestern (nicht nur, sondern auch schon früher) habe ich mit einem sehr lieben Menschen über den Sinn, die Zukunft und die Vergangenheit gesprochen. Und das Thema beschäftigt mich schon lange. Glück, Zufriedenheit und so. Aber das Gespräch hat es irgendwie noch genauer auf den Punkt gebracht. Denn diese Suche nach dem (persönlichen) Glück ist irgendwie Mode, ein Lifestyle-Trend geworden. Und hier geistert mit jetzt etwas aus einer – für mich ) faszinierenden Kultur im Kopf herum.
生き甲斐
Ikigai
Wortwörtlich übersetzt bedeutet es Lebenswert („iki“ für „Leben“ und „gai“ für „Wert“). Doch das ist nicht alles. Wie sollte es in der japanischen Kultur auch anders sein? Das hat einfach viel mehr Bedeutung. Es ist eine eigene Philosophie die in diesem kleinen Wort enthalten ist. Mir gefällt die Interpretation wie im Titel oben viel besser.
Warum stehst du jeden Morgen auf?
Ikigai
Die Frage ist nur vordergründig sehr leicht zu beantworten. Nur wenn du sie dir auf der Zunge zergehen lässt, im Kopf herumrollen lässt und ein wenig (oder auch mehr) darauf herumkaust, dann wird die Antwort ehrlich und richtig sein. Und dieses finden des eigenen Ikigai, das Erkennen bringt dir die Erfüllung die du brauchst um in der Früh aufzustehen. Wie du siehst, es ist etwas ganz persönliches dieses „Ich will den Tag beginnen“ zu finden. In Japan gibt es Kurse dazu und auch bei uns wirst du genug Anbieter im Bereich der Lebensberatung, asiatischen Beratern oder wie immer du sie nennen willst finden. Ist es aber wirklich möglich in einem Kurs so etwas persönliches zu lernen und zu lehren. In Japan ist das umstritten. Die meisten glauben man kann das Grundprinzip erklären, den Anfang des Weges darstellen, aber dann ist jeder für sich selbst verantwortlich die Suche zu beenden.
Ich denke da ähnlich. Und um es gleich nochmal klar zu sagen: Ikigai ist keine Momentaufnahme. Keine Aufgabe die man erledigt und das war es dann. So nach, Ikigai gefunden und schwupps ist man für immer glücklich und erfüllt. Das ist ja bei den berühmten hundertjährigen, glücklichen Bewohnern bei Okinawa auch nicht so. Nein es ist ein Weg den du gehst. Ein Weg der Selbstreflektion, der Suche, des Anpassens und des neuen Findens. Die Antworten auf einige Fragen können sich mit der Zeit ändern. Und vielleicht ist es sogar ein wenig „gefährlich“? Denn du könntest Antworten erhalten, welche du nicht hören willst.
Nimm die Verantwortung für dein persönliches Ikigai an!
Was? Ich dachte ich bekommen jetzt ein Rezept wie ich es finde und alles ist gut! Nein so einfach ist das nicht. Japan ist mal eine sehr alte Kultur und wird nur von den neuesten Lifestyle-Trends, die Sie im Selbsthilfe-Abschnitt der Bücherregale finden eingenommen. Nein Ikigai fordert auch die Verpflichtung, der Gemeinschaft um Sie herum etwas zurückzugeben. Klar geht es darum einen Sinn zu haben. Doch einfach hinausgehen und etwas zu machen um den Adrenalinkick, der eigenen Leidenschaft nachzugehen, den egoistischen Lebensstil unserer Zeit zu frönen, genau das ist es nicht. Nein es gibt diesen roten Faden der Verantwortung in dieser Art zu leben. Doch genau damit hörst du auf nur zu existieren, zu funktionieren und beginnst du zu leben!
Aber wie findest du jetzt dein persönliches Ikigai?
Dafür gibt es einige Methoden. Und wenn du ein wenig im Netz suchst wirst du auf die eine oder andere stoßen und jede mag funktionieren oder auch nicht. Ich predige hier sicher nicht die Weisheit. Nein mein Blog ist mehr aus Erfahrungen gefüttert, aus eigenen Gedanken und auch Erlebnissen. Und wie du merkst ist er auch ein Teil meines persönlichen Ikigai (geworden).
Schreib dir deine Listen
Am besten setzt du dich an einen angenehmen Ort und nimmst ein Blatt Papier, dein gelbes Notizbuch (jede andere Farbe ist auch gut) oder deinen Computer und mach drei Spalten.
Was mache ich gerne? | Was ich gut kann! | Was mir erlaubt, meine Werte zu leben! |
---|---|---|
… | … | … |
… | … | … |
Jetzt füllst du diese Listen aus und es sollten lange Listen werden und ehrliche Antworten. Dein persönliches Ikigai ist der Querschnitt, der gemeinsame Nenner aus den drei Listen. Denn für alle drei Fragen brauchst du Tätigkeiten in deinem Leben, sonst bist du wie eine leere Vase. Du funktionierst hast aber keinen Sinn, keine Erfüllung.
Schau dir die Schnittpunkte an
In deinem Leben gibt es für wirklich wichtige Themenbereiche, welche dich bestimmten. Die kannst du dir als Kreise vorstellen, welche sich überschneiden. Und genau der kleine Punkt/Bereich aller gemeinsamen Kreise ist dein persönliches Ikigai. Diese vier Bereiche sind:
- Was mache ich gerne?
- Was braucht die Welt von mir?
- Wofür werde ich bezahlt?
- Was mache ich gut?
Die Kreis bringen dir fünf Schnittmengen mit der Mission, der Berufung, dem Job, der Leidenschaft und dem Ikigai. Ach was wird mir jetzt zu kompliziert ich zeige es dir einfach mit einem Bild.
Auch hier such dir einen ruhigen Ort und nimm dir Zeit und antworte nicht zu schnell. Dann schreibst du die Antworten in jeden einzelnen Kreis. Sobald du fertig bist prüfe jede einzelne Antwort nochmals. Hier ein paar Fragen für jeden der Kreise die du dir stellen kannst.
Was mache ich gerne?
Begeistert es dich?
Kannst du es lange tun, ohne zu ermüden?
Warst du als Kind schon gerne dabei?
Erzählst du es gerne anderen?
Kannst du es den ganzen Tag machen?
Was braucht die Welt von dir?
Erfüllt es dich?
Deckt es sich mit deinen Wertvorstellungen?
Hat es bestand; Bleibt es erhalten wenn du nicht mehr bist?
Fehlt es wenn du es ein Zeit lang nicht mehr machst?
Wem und wo würde es fehlen?
Was mache ich gut?
Ist es dein besonderes Talent?
Bist du besser als andere?
Ist es ein Resultat deiner Ausbildung?
Sagen dir auch andere, dass du es gut machst?
All das ist aber ein Prozess und braucht seine Zeit. Versuche ich es ruhig mehrmals. Oft findest du an verschiedenen Orten, in verschiedener Stimmung andere Antworten. Vielleicht fällt es dir schwer Antworten zu finden. Keine Angst, das ist ganz normal. Manchmal stehst du dir selber im Weg. Es können deine Vorstellungen oder die deines Umfelds oder auch die Werte der Gesellschaft sein, welche dich blockieren. Wenn du gerne zeichnest schreib es auf. Es gibt keinen Grund es nicht zu tun. Wenn dein Herz am Laufen hängt auch gut. Es ist etwas wichtiges für dich und gehört als Antwort zu dir!
Sei ruhig anders!
Jeder hat sein eigenes, sein persönliches Ikigai. Es ist der Ausdruck deines inneren Selbst in einem Satz. Da es aus dir selbst kommt, kann es dir auch keiner aufzwingen. Damit ist es aber auch der Geisteszustand in dem du dich wohl und erfüllt fühlst. Du weißt zufrieden oder glücklich. Eines solltest du auch wissen! Die meisten Menschen schaffen es nicht ihr persönliches Ikigai durch die Arbeit zu erreichen. Das sollte dich in keinen Konflikt bringen. Denn dein Hobby stellt sicher, dass du es umsetzen kannst und du nicht nur dein ganzes Leben funktionierst.
Sei freigiebig!
Und ein Teil des Ikigai ist das „Zurückgeben“. Es ist wichtig, dass du es nicht nur als Egoist, für deine eigene Leidenschaft machst. Wirklich zufrieden und endgültig kannst du dein Ikigai nur umsetzen wenn du anderen etwas zurückgibst.
Vielleicht liebst du Hunde? Dann könnte ein Teil deines Ikigai das Betreuen von Hunden im Tierheim im Ehrenamt sein.
Du läufst schon dein Leben lang mit Begeisterung? Dann kannst du das in einem Verein mit der Jugendarbeit zurückgeben oder anderen deine Erfahrung mit kurzen Coachings weitergeben.
Das ändert jetzt alles!
Wenn du dein Ikigai hast, kannst du deinen Sinn des Lebens kanalisieren. Das ist schon ganz praktisch. Doch die kannst dich auch auf andere Aspekte deines Lebens besser konzentrieren: gesunde Ernährung, Zeit in der Natur, Zeit für Freunde und Familie und ganz wichtig Zeit für dich selbst. Und ich bin mir sicher, dass nicht die Gene bestimmen wie gesund du bist. Ich glaube, dass dein Lebensstil dafür verantwortlich ist. Und der wird mit deinem persönlichen Ikigai ein ganz anderer werden.
Und wer kennt ihn nicht den Montag-Morgen-Blues nach einem super Wochenende? Aber wenn du weißt, dass du auf deiner Reise auf etwas Größeres hinarbeitest, dann nimmt dir dieses gute Gefühl den Blues und gibt dir einen Grund am Morgen aufzustehen!
Aber wie ist das jetzt mit den sozialen Medien, der ganzen Technik, meinem bisherigen Leben. Das verschwindet jetzt alles? Nicht ganz, aber es wird anders. Wir wissen doch wie uns diese sozialen Medien süchtig machen und auch oft genug stressen. Wir glauben sogar an dem Lebend er anderen wirklich teilzuhaben. Stimmt doch nicht! Wir sehen nur was die anderen superschön und urperfekt uns zeigen wollen. Aber wir werden diese Kommunikationskanäle nicht abdrehen oder nicht mehr nutzen. Doch wir werden sie anders nutzen. Mehr zum Kontakthalten, als Unterhaltungsmedium für eine bestimmte Zeit am Tag. Dein Ikigai gibt dir nämlich automatisch die wichtigeren Dinge vor. Und damit wirst du auch automatisch weniger egozentrisch. Die ganzen Selbstdarsteller im Web sind nicht mehr wichtig, sondern deine Familie, deine Freunde werden wieder deine Kontaktpartner.
Geht sich das finanziell aus?
Diese Frage und die Antwort darauf verfolgt uns alle die ganze Zeit. Eigentlich auch unsere Eltern und Großeltern. Geld ist einfach ein bestimmender Teil unserer Gesellschaft. Das Haus, die Wohnung, das Auto, die Rechnungen alle Wünsche wollen erfüllt werden und müssen auch bezahlt sein. Natürlich wird dich Ikigai nicht finanziell unabhängig machen. Außer du wirst Einsiedler. Aber der Gedanke steht nicht mehr ganz oben, sondern die Leidenschaft, das Ikigai ist das was dich antreibt. Damit folgen deine finanziellen Ziele automatisch deinem Grund zu Leben.
Ikigai!!
Ikigai ist kein Gefängnis, sondern dein innerstes Selbst und damit der Sinn für dich selbst. Und hier noch ein paar Kleinigkeiten, welche auch darin enthalten sind. Und die kannst du im Alltag ganz einfach umsetzen. Mach es, es wird dir gut tun!
- Träume sind wichtig, genieße Sie!
- Sei aktiv und kein Couchpotatoe!
- Sei fürsorglich und dein bester Freund!
- Sei dankbar, besonders für die kleinen Dinge!
- Lass dich nicht stressen!
- Umgib dich mit Menschen die dir wertvoll sind!
- Raus in die Natur, am besten ein Spaziergang im Wald!
- Sei neugierig!