New-Work-Trends sind in aller Munde. Ob Home-Office, Remote-Arbeit oder flexibles Arbeiten – immer mehr Unternehmen setzen auf diese neuen Arbeitsformen, um ihre Mitarbeiter glücklicher und produktiver zu machen. Doch ist das wirklich so?
Tatsächlich gibt es viele Gründe, warum New-Work-Trends oft überschätzt werden. Zum einen gibt es keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass diese Arbeitsformen tatsächlich zu mehr Glück und Produktivität führen. Stattdessen gibt es viele Beispiele von Unternehmen, die ihre Mitarbeiter ins Home-Office geschickt haben, nur um festzustellen, dass die Kommunikation und Zusammenarbeit eingeschränkt ist und die Produktivität sogar sinkt.
Zum anderen gibt es viele Menschen, die sich in einem traditionellen Büro-Umfeld am wohlsten fühlen. Sie brauchen die sozialen Interaktionen und die Struktur, die ein Büro bietet, um produktiv zu sein. Für diese Menschen kann das Arbeiten von zu Hause eher stressig sein, da sie sich nicht ablenken und isolieren können.
Unternehmer:innen: Fragt was die Leute wollen!
Es geht ganz einfach: Wie wollt ihr arbeiten? Und dann kommt der wichtige Teil: Zuhören! Mit der Antwort wird dir ein ganzes Gefühl, eine Lebenshaltung mitgeteilt. Und Achtung! Keine ist besser oder schlechter, richtig oder falsch. Denn es gibt keine One-Size-Fits-All-Lösung!
Es gibt so vieles: Einzel-Büro oder Großraum, Gleitzeit oder Stechuhr, Vertrauensarbeitszeit oder All-In-One, Teilzeit, oder Vollzeit, Viertagewoche oder Fünftagewoche, 9-to-5, 8 Stunden-Tag oder 16-Stunden-Tag. Jeder einzelne Begriff macht etwas mit uns. Schulterzucken, Angst, Freude, Stolz und noch vieles mehr.
Früher haben wir (stimmt schon, nicht alle) uns über die Arbeit definiert. Doch heute sind es mehr die Rahmenbedingungen über die wir uns definieren. Und genau diese Rahmenbedingungen entscheiden und legen fest wie wir unsere Arbeit machen und oft auch wie das Resultat aussieht. Wo ich diesen Text schreibe, kann sich jeder selbst vorstellen. (Kleiner Spoiler: Als digitaler Nomade habe ich an mehreren Orten und mehreren Geräten daran gearbeitet.) Siehst du? Jeder ist unterschiedlich. Ich mag es gerne im „mobile Office“ zu der Zeit an der es mir passt. Ist doch egal ob sechs am morgen, genau zur althergebrachten Mittagspause oder zur Prime-Time am Abend. Hauptsache ich fühle mich wohl dabei.
Wer jetzt aber als Arbeitgeber:in oder sogar Branchen-Lead mutig – sehr mutig sogar – ist, einen Work-Trend zu definieren, der prägt das ganze Unternehmen oder sogar eine gesamte Gesellschaft. Folglich auch die Leistung dieser Personengruppe! Dazu braucht’s schon eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein um etwas für wahr zu erklären.
Trends kommen und gehen!
In den 1990er Jahren war ich ein Teenager. Naja ab der Mitte der 1990er Jahre auf jeden Fall. Und was habe ich nicht alles moderne und neue im „Dorf Salzburg“ gesehen: Holzfäller-Hemden (oder sagt man Grunge dazu), Jeansstoff in jeder Lebenslage, Leinenanzüge und Espadrilles. Alles ist wieder verschwunden. Außer Holzfäller-Hemden. Dies sind geblieben.
Vielleicht sollte das mit den Ideen der New-Work-Philosophien auch passieren. Einfach wieder verschwinden.
Clean-Desk-Strategy? Unternehmen sind keine Fast-Food-Futter-Stellen, bei denen man den Tisch sauber abräumt, dass in der/die nächste benutzen kann. Ein Unternehmen ist kein Coworking-Space, es sind Orte an denen sich Mitarbeiter:innen treffen und an einem gemeinsamen Ziel arbeiten.
Remote-First-Strategy? Mitarbeiter:innen sind eben kein verteiltes System, das vom Home-Office eine Verbindung aufbaut. Es sind keine Groß-Rechenanlagen. Nein, manche Menschen wollen sich austauschen, riechen, spüren und am „virtuellen Lagerfeuer“, der Kaffeemaschine, Gedanken austauschen.
Flexible Arbeitszeiten? Eine coole Idee, für viele Mitarbeiter:innen sind sie perfekt, um viele Sachen unter einen Hut zu bringen. Vereinbarkeit und so. Doch andere fühlen sich besser, wenn sie wissen wann sie arbeiten sollen und/oder wann sie die Kolleg:innen erreichen können. Es gibt ihnen einen Rahmen, Sicherheit und etwas, über das sie nicht mehr nachdenken müssen.
Eine Studie von Ernst & Young zu diesem Thema zeigt eindeutig, dass 79% der Arbeitnehmer:innen in Österreich die Möglichkeit von Home Office nutzen. Aber was ist mit dem restlichen Fünftel, den 21% die dies nicht wollen. Auch die müssen berücksichtigt werden. Für die ist Home-Office eine Herausforderung.
Schauen wir der Wahrheit ins trübe Auge:
Der gehypte New-Work-Trend des einen, ist die Arbeitshölle des anderen!
Trends als Beruhigungsspille für das Management!
Bevor das Management (nicht als Verallgemeinerung gedacht) zuhört, führt es eben mal schnell einen neuen Trend ein. Ein Buzz-Word das herumgeistert und die alle begeistert. Eine perfekte Lösung für die Nicht-Zuhörer:innen! Kein wirklicher Nutzen, alle reden darüber und was modernes ist eingeführt. Das entscheidende fehlt aber noch immer
Die Freiheit für die Arbeitnehmer:innen um gut arbeiten zu können.
Da wird eben Remote-Frist eingeführt, da es alle anderen auch machen und die Leute sind ja „so“ glücklich. Da werden flexible Arbeitszeiten eingeführt, da das Management tagsüber Zeit für die Kinder, den Hausbau, das Hobby oder was immer braucht. Und man wundert sich, dass die Arbeitsleistung, die Qualität sinkt. Die Vertrauensarbeitszeit wird gehypt, doch die minutiöse Arbeitszeitaufzeichnung wird perfekt kontrolliert und jede Minute eingefordert und nachgeprüft. Das Problem selbst, lässt sich nur auf die unbequemste Art lösen: Zuhören!
Liebes Management, lies nicht nur den Buchtitel und den Klappentext, sucht im Web die Artikel zu New-Work-Trends und lest sie. Doch vergesst nicht auf die Buchrezensionen, die Kommentare unter den Posts und die Diskussion zu New-Work-Trends in den sozialen Netzwerken.
Frage doch mal die Mitarbeiter:innen was sie von einer Veränderung halten. Bitte ergebnisoffen. Hört die Sorgen und Bedenken. Halten die Widersprüche und den Gegenwind aus. Denkt daran, es gibt nicht nur die 79%, sondern auch die 21%. Und fragt, fragt, fragt. Immer und wieder. Was wünschen sich die Mitarbeiter:innen als Anpassung der Arbeitsbedingungen. Was macht sie zufriedener (vielleicht sogar glücklicher).
Management ist eben das Schaffen der Rahmenbedingungen für gute Arbeit. Aber auch das Nicht-im-Weg-Stehen bei der Arbeit.
Es gibt keine Gleichschaltung!
Wir funktionieren einfach nicht so. Nicht jede(r) arbeitet auf die gleichen Weise. Es gibt eben keinen idealen Weg. Es gibt keine entweder/oder, sondern ein sowohl als auch. Strenge Hierarchien, feste Arbeitsmodelle und die Gleichheit der Rahmenbedingungen. Relikte aus dem letzten Jahrhundert. Keiner will arbeiten, aber alle müssen. Leben von Wochenende zu Wochenende, von Urlaub zu Urlaub. Unternehmer:innen als die Ausbeuter und Arbeitnehmer:innen als die getriebenen, arbeitsunwilligen Wesen. Jeder gegen Jeden. Das ist vorbei! Schon lange.
Menschen wollen etwas bewirken, verwirklichen, leisten. Und damit können sie auch ihre Arbeitsbedingungen selbst gestalten. Vertrauen wir! Es ist kein Problem. Am Ende geht es allen besser! Die viel beschworene Work-Life-Balance kann nicht bestimmt werden. Sie wir von jedem selbst definiert und das ist gut so.
Wir müssen nicht alle sechs Monate eine neue Sau durchs Dorf treiben.
Bleiben wir bei dem Bild. Schauen wir, das wir einen ganzen Stall voll von verschiedenen Tieren haben und jeder nimmt sich das für in passende heraus. Ja im Management ist man gefordert und das ist gut so.
Revolution!
Schaffen wir doch den 8-Stunden-Tag, wie ihn Henry Ford vor gut 100 Jahren geschaffen hat, einfach ab. Bezahlen wir nicht mehr für Anwesenheit, für Minuten, fürs absitzen der Zeit. Lassen wir uns doch für Ergebnisse bezahlen. Das heißt nicht, weniger Arbeit. Sondern ganz einfach mehr Vertrauen und Verantwortung.