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Ich geh dann mal ins Kaffee

Ich geh dann mal ins Kaffee

Ich geh dann mal ins Kaffee

Dieser Satz kennt in der wirklichen Bedeutung nur ein echter Österreicher. Ich kenne zwar die typischen Bistros in Paris, da klappt es fast genauso wie hier bei uns, aber eben nur fast. Für uns hier in Österreich ist das Café, das Kaffee oder das Kaffeehaus etwas besonderes. Es ist ein Teil unserer Kultur und daraus absolut nicht wegzudenken. Es müsste eigentlich die Lebensweise zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt werden, die Wiener Kaffeehauskultur wurde es ja 2011 schon.

Ein Rückzugsort in der schnellen Welt

Wir gehen nicht schnell einen Café trinken. Wir kennen den schnellen Espresso an der Bar wie ihn die Italiener, Franzosen und Spanier kennen nicht. Wir leeren nicht einen Schuss Koffein in uns rein, werfen einen Euro auf die Theke und sind wieder weg. Nein das klappt bei uns einfach nicht. Wir haben immer Zeit für einen ruhigen Café. Wie damals Starbucks in Österreich begonnen hat, haben viele den Niedergang der Kultur gepredigt und der Rest den Misserfolg des Konzepts prophezeit. Nein keines von beiden ist eingetreten!

Wir sind vielleicht nicht die schnellsten, aber gehören sicher zu den hellsten. Denn wir haben uns unsere Kaffeehauskultur erhalten. Das Kaffee ist eine ruhende Insel in unserer so schnellen Zeit geblieben. Du gehst rein und die alles funktioniert auf einmal wie in Zeitlupe. Wenn mir alles zu schnell wird, wenn ich einfach nur meinen Gedanken nachhängen will und einen guten Café brauche. Genau dann ist es Zeit für ein traditionelles Café. Dort komme ich rein, bestelle einen Melange (einen Kaffee gibt es nicht) und zelebriere diesen mit der angemessenen Ruhe. Und dann nach einer halben Stunde sind die Batterien wieder voll, der Koffeinspiegel auf dem passenden Niveau und es kann wieder losgehen.

Ich brauche mal Inspirationen

Die besten Bücher, die besten Theaterstücke und Filme und die besten Kabaretts und Kunstwerke sind im Kaffeehaus entstanden oder zumindest sind dort geboren worden. Du glaubst das nicht? Ja ein echter Österreicher und natürlich echte Österreicherin wird Stein und Bein schwören das es so ist. Und nicht umsonst wurde sogar der Begriff Kaffeehausliteratur geprägt. Und Stefan Zweig, einer der großen der österreichischen Literatur, beschreibt in seiner Welt von Gestern seine Jugendjahre im Kaffeehaus.

Und Inspiration braucht Zeit, Muse und Umwelt. Und genau das bekommst du in einem guten Kaffeehaus! Auf der Rechnung steht nur ein Verlängerter und nicht die Zeit und den Platz den du bekommen hast. Und das können Stunden für nur diesen einen Verlängerten sein. Kein Ober, keine Kellnerin, niemand wird dich fragen wann du gehst. Niemand wird dich zum Konsum zwingen, außer diesen einen Café. Also Zeit und Muße bekommst du ganz sicher. Und Umwelt auch, denn nur in einem echten Café findest Du „Typen“, schnappst Gesprächsfetzen auf und wirst in Gespräche reingezogen. Und genau damit hast du die Basis für neue Ideen.

Immer einen kleinen Arbeitsplatz haben, ohne lange zu suchen

Du kommst in eine Café und kannst einfach deinen Arbeitsplatz aufbauen. Naja ganz so ist es nicht, aber auf dem kleinen Caféhaustisch kannst du ruhig mal ein Notebook hinstellen und arbeiten, oder auch deine Notizen durchgehen und überarbeiten. Es ist halt der älteste Coworking-Space den ich kenne. Ganz so modern wie wir in heute brauchen ist er nicht, WiFi ist eben oft nicht vorhanden. Aber das wird mit einem Übermaß an Charme und Wohnlichkeit ausgeglichen. Und wer braucht Wifi, wir haben doch alle gute Datendienste am Handy und richten uns schnell mal einen Hotspot ein.

Vielleicht mangelt es oft auch an der Steckdose in der Nähe des Tisches. Doch du solltest eine andere Tradition ins Auge fassen: Wenn du Stammgast bist, dann hast du ein paar Vergünstigungen. Einen besonderen Tisch (oft auch den letzten freien Tisch), die Steckdose in der Nähe und den Café am Tisch ohne ihn zu bestellen. Du hast also sowas wie eine besondere Betreuung am Arbeitsplatz.

Ein Ritual im externen Wohnzimmer

Du kannst es aber auch so wie ich handhaben. Für mich ist es so etwas wie ein Wohnzimmer. Ich gehe einmal in der Woche ins Café (ganz ohne Zwang und wenn ich auch in Salzburg bin) und nehme mir meine sogenannte metime. Ankommen in einem kleinem zuhause und sich Zeit nehmen und wohlfühlen. Einfach ein Ritual aufbauen um dem Leben Struktur zu geben. Ist vielleicht ein wenig altbacken, aber hilft mir trotzdem etwas zu erreichen. Für mich ist es der Sonntag Morgen, einen Melange vielleicht auch frisches Gebäck und ein gutes Buch gelesen oder zumindest weitergelesen.

Auch hier gilt wie immer in unseren Kaffeehäusern ein Ort der Ruhe und des Rückzugs. Und in traditionellen Cafés gelten auch ungeschriebene Regeln um das zu erhalten. Es gibt kein lautes „Herr Ober, bitte!“, nein ein kleines Handzeichen reicht. Die Zeitungen können gerne gelesen aber auch zurückgebracht werden. Und ein gewisses Niveau an Kleidung ist auch notwendig, es ist schließlich ein Café und kein Imbiss.

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