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Kontrolliert, höflich und noch viel mehr

Menschenmassen zum Beginn der Kirschblüte

Nach zwei Tagen habe ich die ersten Eindrücke verarbeitet. Bereits in den letzten Posts habe ich euch kurze Einblicke von meiner Reise gegeben. Nur waren es eben sehr kurze Posts. Zeitumstellung, Überforderung, und so. Doch heute ist mehr Zeit und im Shinkansen geht das ganz gut etwas zu schreiben und zu erzählen.

Höflichkeit geht über alles

Das ist etwas in Japan, dass mir vom Boarding bei der ANA bis jetzt aufgefallen ist. Diese absolute Höflichkeit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Ohne einem Bitte und Danke geht absolut gar nichts. Ich stehe suchend vor einem Automaten für Fahrkarten und versuche mich zurecht zu finden. Keine Minute darauf werde ich höflich auf Englisch gefragt ob ich Hilfe brauche, ob ich bekomme was ich brauche.

Ich habe schon Angst, dass ich von dem ganzen Kopfnicken ein Schleudertraume bekomme. Und die Lendenwirbel knacken bei den ganzen Verbeugungen. Doch es ist sehr angenehm, diese Hilfsbereitschaft… Auf der einen Seite. Das ganze hat aber auch eine Kehrseite… Das dauernde aufpassen keinen Fehler zu machen, immer Freundlich sein und sich ja keine Blöße geben. Diese ganzen Regeln, oft ungeschriebene Regeln, sind oft kaum herauszufinden und zu beachten. Einfach mal Geld zum Bezahlen herzugeben geht ja gar nicht. Entweder wird es in eine Schale gelegt und das Wechselgeld wieder von dort genommen oder mit beiden Händen überreicht. Aber immer so, dass dein Gegenüber die Zahlen lesen kann. Und genauso wird es wieder genommen. Immer brav mit beiden Händen! Und nicht vergessen ein Danke vielmals und eine Verbeugung für dein Gegenüber.

Und nie, absolut nie jemanden in Verlegenheit bringen oder auf einen Fehler hinweisen. Das ist so etwas von unmöglich… Also nicht einfach auf englisch losplappern, du bringst deinen Gesprächspartner in Veröegenheit, falls er es nicht spricht. Besser ein Eigo? und auf ein Hai warten. So jetzt geht es auf Englisch los.

Auch jetzt eben passiert es mir wieder. Ich stelle mich am Bahnhof von Utsunomiya für eine Reservierung für den Shinkansen nach Tokyo an. Warte brav in der Schlange und auf einmal spricht mich ein Japaner an, dass ich hier sicher falsch stehe, denn hier sind nur Monatstickets.

Verlier nie die Kontrolle

 

Das darfst du einfach nicht! Es gibt hier einfach zu viele Menschen. Alles ist hier in Tokyo kontrolliert und super sauber. Also einfach irgendwo einsteigen, zahlen oder einkaufen ist nicht. Hey wir sind hier nicht im chaotischen Europa. Also die Engländer mit ihrem Anstellen und Warteschlangen sind Anfänger. Hier wird sich ordentlich angestellt. Einer brav nach dem anderen, am besten direkt hintereinander wie die Soldaten und mit gleichem Abstand bitte. Und  dann wird gewartet. Ohne jammern, ohne murren doch dafür mit freundlichem Blick.

Ich werde in meinem ganzen Leben nicht mehr so viel Schlange stehen wie hier. Das ist so was von sicher.

Wenn du dir die Mitarbeiter der Bahn oder im Flugzeug ansiehst. Alles exakt und wiederholende Bewegungen, wie ein einstudiertes Theater. Aber auf der anderen Seite so effektiv. Da wird die Uhr nicht mit einem Blick kontrolliert, sondern mit dem Finger darauf gezeigt. Die Tür wurde offensichtlich verriegelt, aber nicht nur ein Blick ob es stimmt. Es wird wieder direkt darauf gezeigt. Mit einer klaren und knappen Bewegung.

Alles ist so blitzeblank

Hier ist alles super sauber. Egal wo ich hingehe, ob auf der Hauptstraße, einer Nebengasse oder einem Vor-Ort-Zug. Alles glänz, blitzt und grummelt nur so. Auch wenn der Zug offensichtlich schon ein älteres Baujahr ist, keine abgeschlagenen Kanten, ein blitzender Boden und kein Fleck am Sessel.

Im Shinkansen liegt ein Stück Papier am Boden. Diesen Beleidigung der Schönheit kann der Schaffner nicht über sich ergehen lassen. Ich sehe im direkt an wie er leidet. Er nimmt das Papier und befördert es zielstrebig in den Müll. Und schon ist alles wieder ordentlich.

Da habe ich direkt ein schlechtes Gewissen, wenn ich beim Essen meines Sandwiches etwas auf den Bahnsteig krümmle. Ich habe sofort das Gefühl das wegputzen zu müssen.

Rücksicht ist eine absolute Tugend

Dies ist hier etwas so selbstverständliches, das es eigentlich schon unglaublich ist. Als zweiter durch die Türe zu gehen oder als zweiter aus dem Lift auszusteigen ist fast unmöglich.

In der Bahn herrscht Stille. Mobiltelefon sind auf lautlos gestellt und Gespräche damit absolut unhöflich. Und falls es passiert wird das gespräch mit der Hand so abgedeckt, dass ja niemand gestärkt wird. Ich sitze hier im Shinkansen, ja das WiFi funktioniert perfekt, und da steht vor mir

Please be considerate of other passengers while using your computer (keyboard noise, etc.)

Also mein Tastaturgeklapper kann störend sein. Auf diese Idee wäre ich nie gekommen. Ja Klingeltöne, Hinweistöne oder gar Musik, all das ohne Überlegung… Aber meine Tastatur? Beim besten Willen nicht.

Den Kulturschock habe ich schon überwunden, aber faszinierend und auf jeden Fall anders ist die Lebensweise hier in Japan schon.

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